vonFred Hüning 22.09.2024

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

Mehr über diesen Blog

Setting: Regionalzug von Prenzlau nach Stralsund / im Zwischendeck die WÄHLERSTIMME (deutsch, Mitte 50, Arbeiterkleidung) und sein eifriger BEIPFLICHTER (deutsch, Ende 20, Hansa-Rostock-Tattoo, Arbeiterkleidung) / im Oberdeck in Hörweite ein unfreiwilliger ZUHÖRER (nichtdeutsch, Mitte 30, Arbeiterkleidung), der im Laufe des Monologs immer mehr in seiner Kapuzenjacke zu versinken scheint:

WÄHLERSTIMME:

“Also, es wird ja immer schlimmer. Seit 10 Jahren erkennst du Deutschland nicht wieder. Ich sage es dir, du erkennst es nicht wieder! Stimmt doch!? Habe gerade ein altes Foto gefunden vom Ostseebad Binz, von früher, DDR, überall Familien, Kinder, Frauen, Männer, ganz normale Leute. Warst du da mal heutzutage? Binz? Heute sieht die Promenade aus als wäre es eine Straße in Aleppo. Kassieren hier Staatsgelder, lassen es sich gutgehen und zuhause ist Krieg. Ihr Land ist im Krieg und DIE hauen ab ins Wohlstandsparadies. Da musste dir mal vorstellen, das wäre so, wenn in Deutschland ist Krieg und wir hauen lieber ab in fremde Länder und lassen es uns gutgehen, anstatt hier zu kämpfen für unser Land. Also, mich regt das auf, ich frage DIE auch manchmal “warum biste hier in Deutschland und und kämpfst nicht für dein Land”. Verstehen DIE scheinbar gar nicht. Wenn DIE wenigstens arbeiten würden für ihr Geld. Ich bin Arbeiter, ich sitze um 4 Uhr morgens im Zug zur Arbeit, um diese Uhrzeit siehst du keinen von denen, wo sind DIE denn alle um 4 Uhr morgens. Ich habe ja auch mal in Berlin gewohnt. Ehrlich, Berlin ist schon verloren für Deutschland. Zum Beispiel Kreuzberg. Wie DIE da rumlaufen, breitbeinig, dicke Hose, als hätten sie das Land erobert. Schlimm. Ich wohne daher schon lange wieder hier auf dem Land. Brandenburg. Da kriege ich die meiste Scheiße nicht mit, gottseidank. Aber, ich sage dir: Es wird auch wieder besser irgendwann. 10 Jahre reichen, echt jetzt. Kann ja nicht schlimmer werden. Wird sich schon was ändern, bald. Sonntag ist ja Wahl. Musste wählen. Da werden wir schon sehen, ob sich was tut oder nicht. Hau rein, machs gut. War nett, mit dir zu quatschen.”

Der BEIPFLICHTER nickt, verlässt den Zug und steigt in sein Auto. Auf der Straße ist Wahlwerbung zu sehen. SPD, CDU, AfD. Die Partei DER DRITTE WEG wirbt mit einer römisch III im Lorbeerkranz, darunter das Parteiprogramm: FAMILIEHEIMATTRADITION.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/fkk/der-hass-spricht/

aktuell auf taz.de

kommentare