Wenn man dieser Tage eine richtig große Kunst-Blockbuster-Ausstellung sehen möchte ist man in Paris, Wien, München, oder sogar Münster und Potsdam besser aufgestellt als in der ehemaligen (selbsternannten) “Kunsthauptstadt Europas” Berlin. So ist die groß angekündigte und von mir erwartungsvoll herbeigesehnte MUNCH – Ausstellung in der Berlinischen Galerie bei genauerem Hinsehen (leider wieder einmal) eine veritable MOGELPACKUNG mit ganz viel B-Ware aus den Berliner Beständen und noch mehr C-Ware aus Oslo (also wirklich “schlechte” Munchs, von deren Existenz man lieber nie erfahren hätte). Der wirklich heiße Munch-Scheiß ist dagegen nebenan im Museum Barberini in Potsdam zu sehen.
Aber jetzt genug mit dem selbstquälerischen Berlin-Bashing. Zeit, endlich zur Sache zu kommen:
Ein gutes Beispiel, wie man ausschließlich aus den eigenen Beständen eine großartige Ausstellung (tatsächlich auch mit Blockbuster-Tauglichkeit für die kunstfernen Massen) zusammenbekommt, ist Dresden bzw. die Gemäldegalerie Alte Meister mit “Zeitlose Schönheit. Eine Geschichte des Stilllebens”. Alle Museen von Rang (und davon hat Dresden so einige) haben ihre Exponate für diese Ausstellung hergegeben und das Ergebnis ist überwältigend und berauscht die 7 Sinne. Ich habe mich in den letzten zwei Jahren künstlerisch mit dem Thema “Stillleben” befasst und mir dazu einige dicke bildgewaltige Bildbände angeschafft und studiert. Dazu habe ich im letzten Oktober die großartige Übersichtsausstellung “Les Choses” (toller Katalog, leider sind alle Texte natürlich nur auf französisch) im Louvre gesehen , die wirklich “Die” (internationale) Geschichte des Stilllebens geschrieben hat – von den Anfängen in die Gegenwart reichend. Das kann Dresden natürlich nicht leisten nur aus den eigenen Beständen, deshalb heißt die Show ja auch nur (leicht zu überlesen): Eine Geschichte des Stilllebens.
Ich – als selbsternannter Kenner also – habe viele der in Dresden gezeigten Exponate niemals vorher gesehen (auch nicht in den besagten Bildbänden). Neu und erfreulich war für mich auch die Erkenntnis, dass Stillleben auch mal richtig groß und wandfüllend sein können.
Am besten – liebe Leserinnen und Leser – fahrt ihr selbst mal nach Dresden und schaut und staunt … gerne auch mit Kindern (denen wird einiges geboten auch zum selbst kreativ-werden). Zeit dazu ist noch genug:
Zeitlose Schönheit. Eine Geschichte des Stilllebens
Gemäldegalerie Alte Meister / Ausstellungsort: Zwinger
Laufzeit: 17.11.2023—01.09.2024
Öffnungszeiten: täglich 10—18 Uhr, Montag geschlossen
Abschließend noch 4 Bilder aus dem Pressematerial.
Ich danke der Pressestelle der Gemäldegalerie für die unkomplizierte Einzelführung durch die noch geschlossene Ausstellung und das zwei Tage vor der eigentlichen Eröffnung und ohne vorherige Anmeldung vermittelt durch die Dame am Ticketschalter, die ich auf Verdacht einfach mal gefragt habe! In Berlin hätte ich mich das nicht getraut – in der sicheren Erwartung einer Abfuhr (nicht zuständig, weeß ick nicht, müssen se schriftlich machen, dit is nicht mein Bier …).
Und schon sind wir wieder beim Berlin-Bashing … dabei wollten wir doch endlich Stillleben gucken …