Im Herbst 2019 habe ich die 8-teilige Bild-Text-Kolumne HERBSTTAGEBUCH für die letzte Seite der TAZ am Wochenende geschrieben und fotografiert. Hier drei Ausgaben des Tagebuchs aus dem Oktober  2019. Im Oktober bot sich natürlich ein näherer Blick auf das Verhältnis von Ost und West an.

HERBSTTAGEBUCH (4)

Eine Party im Umland. Außer mir sind offenbar alle anderen in der DDR sozialisiert worden. Viele Gespräche drehen sich um „Den Westen“ und „Die Kapitalisten“. Eine Frau um die 50 sagt, sie wurde nach 1990 durch „Den Westen“ gezwungen, sich ein Konto zuzulegen. Dies habe sie als wesentliche Einschränkung ihrer Freiheit empfunden. So viele unterschiedliche Weltsichten, Meinungen, Erfahrungen, Empfindungen. Schon innerhalb von Familien ist so etwas wie eine Einheit schwer herzustellen. Ich plädiere daher für deutsche Vielfalt statt deutscher Einheit.

HERBSTTAGEBUCH (5)

Wenn ich meiner im deutschen Osten aufgewachsenen Frau, die für eine gute Pointe gern mal zu Übertreibungen neigt, Glauben schenken kann, war in der DDR alles „Grüner Apfel“: Grüner-Apfel-Shampoo, Grüner-Apfel-Schnaps, Grüner-Apfel-Eis, Grüner-Apfel-Kondome, Grüner-Apfel-Tee und sogar Grüner-Apfel-Apfel. Nach der Wende war den Ostlern verständlicherweise nach etwas Neuem zumute, und so probierten sie Mango-Mirabelle, Kiwi-Gorgonzola, Mozarella-Walnuss und Schoko-Camenbert, bis ihnen klar wurde, dass der Westen auch nur mit Wasser kocht. Und plötzlich ist auch der Grüne Apfel wieder gefragt.

Und zum Schluß noch der der Running-Gag all meiner Tagebuch-Kolumnen ….

HERBSTTAGEBUCH (7)

PICKEL, PICKEL, PANIK, PUBERTÄT!

Kein Foto heute, Papa! Hatte mein Sohn extra noch gesagt.

Alle Bilder / Alle Texte: © Fred Hüning