vonFred Hüning 18.09.2025

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

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Wenn Leute nicht nur viel Geld besitzen, sondern darüber hinaus auch noch Stil und Geschmack, dann kann das im Idealfall zu sehr schönen Ergebnissen kommen. Ein Beispiel dafür ist das UM (für Uckermark) – Festival, dass (noch) alle zwei Jahre in Pinnow und Umgebung stattfindet und von einem kunstaffinen und potenten Verein organisiert und zu großen Teilen auch finanziert wird (was ja für die Kunstschaffenden immer wichtiger wird, wo die Länder ihre Kunstförderung stetig kürzen oder je nach Bundesland am liebsten ganz abschaffen möchten).

Was ich eigentlich damit sagen wollte: Habe das erste Septemberwochenende  bei angenehmen Temperaturen zwei perfect days verlebt auf dem UM-Festival 2025 in Pinnow, Fergitz und um den Oberuckersee (oder war es doch wieder der Unteruckersee … kann ich mir einfach nicht merken, sorry) bei guter bis sehr guter Kunst zum Festivalthema WASSER (kuratiert von dem ungemein freundlichen und unheimlich kompetenten und umtriebigen  Christof Zwiener -„Erfinder“ der BRITZENALE und von BETON Berlin) und sehr schräger, aber auch sehr faszinierender Musik (kuratiert von einer immer gut gelaunten Gudrun Gut).

In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab es dann in einer magischen Vollmondnacht sogar noch einen Hauch von Berlin in den Neunzigern. Aber dazu im zweiten Teil dieser Nachlese …

P.S.: Für die  mit zwei Buchpreis – Shortlist -Nominierten (Annett Gröschner und Kaleb Erdmann) hochwertig bespielte Literatursparte habe ich leider keine Zeit mehr gefunden.

Aber nun endlich zu meiner ganz subjektiven Kleinen Kunst Kritik:

Ausgerechnet, was ich selbst bei Events der Kunst so verabscheue (Besucher spielen sich als selbsternannte Experten auf und reden Unsinn), ist mir gleich an meiner ersten Station in Fergitz passiert:

Die Künstlerin Carolin Seeliger hat dort am kongenialen Ort ihre „Waterscapes“ in die Natur gestellt.  Diese Arbeit besteht aus zwölf ihr von Freiwilligen überlassenen Frottee-Badetüchern, die sie (Zitat Festival-Website) vor Ort mithilfe der Technik der Cyanotypie bearbeitet hat. Die Textilien wurden lichtempfindlich präpariert und anschließend in natürlichen Wasserlandschaften belichtet – am Ufer des Oberuckersees, im Schilf, auf feuchtem Boden oder in der Sonne. Erde, Algen, Wind und Licht haben Spuren hinterlassen, die sich dauerhaft in das Gewebe eingeschrieben haben.

Ich, angetan von dieser Arbeit, bin also hin und habe Carolin Seeliger, ganz: Herr Schlau, auf ihre berühmte Bar 25 – Fotoarbeit angesprochen … nur wußte sie nichts davon … hat sich dann später rausgegoogelt, dass ich die Fotografin Carolin Saage meinte … Sorry, beide Carolins, … kann ja mal vorkommen …

© Carolin Seeliger: Waterscapes / Cyanotypie auf gebrauchten Frottee-Badetücher

© Carolin Seeliger: Waterscapes / Cyanotypie auf gebrauchten Frottee-Badetücher

© Carolin Seeliger: Waterscapes / Cyanotypie auf gebrauchten Frottee-Badetücher

An der Schnittstelle (wie man im heutigen Kunstsprech immer so schön und so schön unhinterfragt sagt) von Kunst und Wissenschaft arbeitet sich die Künstlerin Mirja Busch mit dem Phänomen der Pfütze ab. ZitatMirja Busch hat die Pfützen kartiert und drei Kategorien zugeordnet: kurzlebig, mittelständig und persistent. … Gehen, Beobachten und Dokumentieren sind Teil ihres künstlerischen Prozesses. Die Pfütze wird nicht nur als Spiegel, sondern als sensibles Archiv verstanden – ein Indikator für klimatische Veränderungen und topografische Besonderheiten.

Für das UM-Festival hat Mirja Busch Proben von zwanzig besonders langlebigen Pfützen gesammelt und als „Pfützenarchiv“ im Feuerwehrhaus auf dem Gut Fergitz ausgestellt.

© Mirja Busch : Pfützenarchiv / Objektinstallation / 20 Glasflaschen / Feuerwehrhaus Fergitz

© Mirja Busch : Pfützenarchiv / Objektinstallation / 20 Glasflaschen / Feuerwehrhaus Fergitz

© Mirja Busch: Buch „Pfützenarchiv“

Sorry, aber für meinen Geschmack ist das zu viel Wissenschaft und zu wenig Kunst! Dies erkläre ich dem obligatorischen toten Hasen, der offenbar auf jedem Outdoor-Festival anzutreffen ist.

© Fred Hüning: Dürer grüßt Beuys

© Fred Hüning / Dem Hasen die Schnittstelle von KUNST und WISSENSCHAFT erklären

Kunstwerke, die auf den ersten Blick nicht als solche erscheinen und erst zeitverzögert eine diffuse Irritation beim Betrachter auslösen, sind meist gute Kunstwerke.

Zuerst habe ich Ina Weises Installation „Blaue Rohre“ am Rundweg des am Wrietzensees nicht als Kunst erkannt, sondern als etwas ungeschickt verbaute Abwasserrohre hingenommen – bis ich dann auf der Kuratorenführung eines Besseren belehrt wurde. Also: Mission erfüllt, Frau Weise! Kunst gut!

© Ina Weise: Blaue Rohre / Installation / Blaue Entwässerungsrohre / Wrietzensee

Beide Fotos oben: Der nette Herr Zwiener erklärt mit großem Elan und Esprit die Kunst am Weg, hier:  © Marie Jeschke: Zwischen Boot und Bild / Malerei, ortsspezifische Intervention / Pflanzenpigment, Öl auf Leinwand / montiert auf einem Fischerruderboot

Alle Fotos der Kunstwerke © Fred Hüning / 2025

 

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https://blogs.taz.de/fkk/hohe-wasserqualitaet-in-der-uckermark/

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