von 18.05.2010

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog
  • Mein neues Zuhause, die PET-Flasche? (Foto: Jan Schneider)

    Ein Haus aus Plastikflaschen oder ein Bungalow aus Papier: Was für mich zunächst abwegig klang, soll in Afrika und Lateinamerika schon bald zum Alltag gehören.

    Plastikflaschen sind ein globales Müllproblem. Dem deutschen Zimmermann Andreas Froese kam nach einer großen Feier in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa die Idee: Aus den zehntausenden PET-Flaschen, die nach dem Fest herumliegen, lässt sich doch etwas machen.

    Zusammen mit Einwohnern aus Tegucigalpa hat er Flaschen mit Erde und Bauschutt gefüllt und systematisch aufeinander geschichtet. Mit Lehm oder Mörtel vermauert, entstehen so stabile Häuser. Das Plastikhaus trotzt selbst Erdbeben von einer Stärke von bis zu 7,2 oder kleineren Überschwemmungen. Das Prinzip ist einfach und so konnten die Dorfbewohner in eigener Regie weiterbauen. Mittlerweile gibt es fünfzig Plastikflaschenhäuser in Honduras, Kolumbien und Indien.

    Ein anderes Low-Budget-Haus für die Dritte Welt hat der Ingenieur Gerd Niemöller entwickelt. Seine Häuser bestehen aus Papier und kosten gerade mal 5000 Euro. Als ich mir das vorstellte, dachte ich an Wände aus altem Pappkarton, die beim nächsten Regenschauer zusammenfallen. Doch so ist es nicht mit den Papierbungalows, auch „Afrika Häuser“ genannt.

    Um die Pappe wetterfest zu machen, wird sie in Kunstharz getränkt. Anschließend presst man die Papierpaneelen in Wabenform, damit sie stabil sind. Circa 36 Quadratmeter groß sind die Papierbungalows und bieten Platz für bis zu zehn Personen. Die Toiletten und Duschen sind außerhalb des Hauses. Das Abwasser wird in einem unterirdischen Tank gesammelt, der ebenfalls aus Paneelen besteht. Solarzellen auf dem Dach erzeugen den Strom für die Bungalows.

    Die „Afrika-Häuser“ sollen Obdachlosen auf der ganzen Welt ein Zuhause bieten. Es gibt bereits Anfragen aus Nigeria, der Dominikanischen Republik, Russland, China, Venezuela und Spanien.

    Müllhäuser aus Papier und Plastik – vielleicht doch nicht so abwegig. Oder?

    Text: Katharina Tron

  • Anzeige

    Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

    https://blogs.taz.de/flaschenhaus_und_pappenheim/

    aktuell auf taz.de

    kommentare