vonJakob Hein 23.10.2011

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Also wenn er direkt vor mir stehen würde, hätte ich das Gefühl, ihm eine Versicherung abkaufen zu müssen.

Natürlich soll man nicht mit dem Flugzeug fliegen, wenn es sich vermeiden lässt, aber das war einer der wenigen Tage, an denen es sich nicht vermeiden ließ und ich konnte mich wieder nicht dagegen wehren, mir praktisch alle ausliegenden Zeitungen zu nehmen, durchzulesen und danach im Stadium printmedialer Totalverstrahlung sogar noch die Bordzeitung durchzulesen, weil wir immer noch nicht gelandet waren.

Es gibt diesen Groove, diese Art eine Zeitung zu lesen, die spezifisch ist. Zum Beispiel kann ich nicht die “Titanic” vor der Tagespresse lesen, weil ich danach alles für Satire halte und mich zunächst innerlich ohrfeigen oder mir mental kaltes Wasser über den Kopf gießen oder mein Ich zunächst im Stadtpark meiner Gedanken joggen gehen muss, bevor ich mich wieder einem neuen Presseerzeugnis zuwenden kann. So muss man die “Bild” am besten gar nicht lesen, schon klar, aber wenn man sie liest, dann als letztes, weil man sonst in den richtigen Zeitungen nur flüchtig die Schlagzeilen zu überfliegen beginnt.

In diesem Bild-Zeitungs-Modus überflog ich also die Bordzeitschrift, als ich auf das oben stehende Foto dieses kräftigen Mannes stieß, von unten fotografiert, mit einem zugeschwollenen Auge (war es eine Schlägerei?), Schatten auf der linken Gesichtshälfte, mäßig rasiert, mit weit aufgeknöpftem Hemd.

Interessiert schaute ich in den vermeintlichen Artikel, um herauszufinden, was der Mann verbrochen hatte, um festzustellen, dass der Mann vermutlich sogar dafür bezahlt hat, dass dieses Foto von ihm veröffentlicht wird, in der (wie ich finde absurden) Hoffnung, dass dies Leute bewegen könnte, von ihm Produkte zu kaufen. Es wurde für mich dann eine sehr fröhliche Landung.

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