vonlottmann 27.03.2009

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„Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zum literarischen Werk von Rainald Goetz, insbesondere den Dramen und die Lyrik des Autors?“ Christopher Baum, Erkrade bei Bielefeld.
Ich habe mich an dieser Stelle wiederholt zu Person und Werk des nämlichen Autors geäußert. Ich bitte Sie, gerade auch angesichts meines fortgeschrittenen Alters – ich werde am 6. Dezember immerhin 50 Jahre alt – , mir nicht immer wieder dieselben Fragen vorzulegen. Meine bereits gegebenen Antworten, auch und gerade die in Bezug zu Rainald Goetz, können Sie alle online nachlesen. Sie sind außerdem in dem Buch ´Auf der Borderline nachts um halb eins´ bei Kiepenheuer & Witsch in einer schönen Dünndruckauflage erschienen.
„Ist es wahr, daß Sie den großen deutschen Publizisten Diedrich Diederichsen noch persönlich gekannt haben?“ Michaela Pollesch, Am Gehöft 36 in 4300 Bochum.
Auch für diese Frage gilt das soeben Gesagte. Ich muß alle eingehenden Briefe selbst lesen, und mich ermüden die Wiederholungen.
„Was war für Sie die größte Neuentdeckung der diesjährigen Leipziger Buchmesse und des literarischen Frühjahrsprogramms?“ Anna Fries, Forongasse 9, 8440 Straubing
Ich würde mich für die klassische Werkausgabe ´Ausverkauf der Politik´ von Katja Kipping im Econ Verlag entscheiden. Die Autorin erklärt auch unkundigen oder jungen Lesern den jetzigen Stand der deutschen politischen Lage. Dieses Buch bedeutet für mich eine Art Wiedergeburt der Aufklärung, eine Fortsetzung des unterbrochenen Projekts der Demokratisierung unserer Gesellschaft.
„Sollte man die Firma Opel retten?“ Dr. Volker Mundt, Platz an der Bastille, (F) Paris.
Ohne Einschränkung ja. Seit den zwanziger Jahren haben Millionen Deutsche für diese Firma Autos gebaut. Die Älteren unter uns können sich noch an den Opel Laubfrosch erinnern, der in hoher Stückzahl am Fließband gefertigt wurde. Aber auch die Modelle Admiral, Kapitän und Senator waren in den 70er Jahren ästhetische Glanzleistungen.
„Wie ist Ihr persönliches und literaturhistorisches Verhältnis zur aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise?“ Paul C. Martin, Blasenexperte, 2200 Bonn
Ich freue mich darüber. Ohne Zweifel wäre es in der alten Weise nicht zu einem guten Ende gekommen. Die Wirtschaftskrise ist doch ein sehr aufregendes Kapitel der Menschheit. Ich bin dankbar, es miterleben zu dürfen (und nicht schon vor Jahren Selbstmord gemacht zu haben, als meine liebe Frau und langjährige Lebensbegleiterin Caroline von mir ging). Nein, ich bin froh, daß der Turbokapitalismus gestoppt ist. Er war dabei, die Industrialisierung, die bis heute erst knapp eine Milliarde Menschen erfaßt hat, auf alle sechs Milliarden auszudehnen. Der Planet wäre absolut unbewohnbar und in jeder Hinsicht reizlos (weil zerstört) worden, eine Geisel geist- und kulturlosen Wirtschaftswachstums der Schwellenländer, geprägt und getragen von den bildungsfernen unteren 90 Prozent der Erdbevölkerung.
„Haben Sie sich jemals mit Mode befaßt?“ J. Heuse, Wolliner Straße 54, 10117 Berlin
Eine gute Freundin von mir besitzt das hippe Label ´juliaandben´, das in den letzten zwölf Monaten alle Preise in der Modewelt gewonnen hat und heute in einem Atemzug mit den ersten Adressen in Paris und Tokio genannt wird. Am morgigen Samstag Abend wird schon wieder ein neuer flagship store von ´juliaandben´(man spricht es übrigens ´julia and ben´ aus) in Berlin eröffnet, diesmal in der noblen Friedrichstraße, Ecke Torstraße. Wenn meine Gesundheit es erlaubt, werde ich mich selbst dort umsehen und dadurch wieder Kontakt mit der Modeszene haben. Ich werde zwar meistens von Schriftstellern, Journalisten und Politikern in Beschlag genommen – auch der Regierende Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit wird da sein – , aber mein Blick fällt zwischendurch sicher auch auf die neue Kollektion von ´juliaandben´. Aber auch viele meiner besten Freunde befassen sich privat oder halbberuflich mit dem Phänomen Mode, also Schriftsteller, Medienwissenschaftler und Sachbuchautoren, und mit ihnen spreche ich gerade in letzter Zeit gern darüber. Es ist ja bekannt, daß sogar Holm Friebe in vielfältiger Weise über Mode geschrieben hat. Gute Ansprechpartner für dies Thema sind auch immer Cornelius Reiber, Philipp Albers, Sascha Lobo und natürlich der profunde Kenner aktueller Strömungen Thomas Lindemann. Keiner von ihnen wird morgen abend fehlen, und ich freue mich auf das Event.
„Wird Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Herbst wiedergewählt?“ Ina Brox, Apostel-Paulus-Str. 6, 10405 Berlin
Ich kann diese Frage durchaus mit ja beantworten. Sicher werden die Wahlforscher diesmal eine andere Prognose abgeben als vor vier Jahren. Man wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhersagen, da man sich beim letztenmal so sehr geirrt hatte. Damals glaubten alle Demoskopen an einen zweistelligen Vorsprung der CDU. Doch genau diesen wird es diesmal geben. Denn gerade Frank-Walter Steinmeier, dem alle zutrauen, im Wahlkampf den Schröder zu geben, wird es nicht sein. Er wird nicht in der letzten Woche zehn Prozent aufholen, sondern verlieren. Denn die Merkel ist die größte Persönlichkeit, die die politische Kultur unseres Vaterlandes seit dem Tod Willy Brandts hervorgebracht hat. Anständig wie dieser, dazu klug wie Kohl und im Umgang zivilisiert und human.

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