vonFalk Madeja 29.01.2009

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Die sozialdemokratische Staatssekretärin Jet Bussemaker hat einen interessanten Vorschlag gemacht. In den Niederlanden wohnende Familien aus Eritrea, dem Sudan und Äthiopien sollen künftig eine Art Vertrag unterzeichnen müssen, bevor sie Urlaub in ihrem Herkunftsland machen. Darin wird ihnen ausdrücklich mitgeteilt, dass es in den Niederlanden als strafbar gilt, Mädchen und Frauen genital zu verstümmeln. Sollten die Eltern ihre Mädchen auf die grauenhafte Art und Weise dennoch körperlich und seelisch verletzt haben, droht ihnen eine Gefängnisstrafe.

Sowohl Männer als auch Frauen aus den genannten Ländern sehen in der sogenannten Frauen-Beschneidung eine Tradition – die natürlich in keiner Weise mit dem Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Opfer in Übereinstimmung zu bringen ist. Und schon gar nicht mit den in Europa geltenden Werten.

Eine Alternative, die die liberalen Oppositionspartei VVD bevorzugt, wäre die Kontrolle aller Frauen und Mädchen, nachdem sie aus dem Sudan, Eritrea oder Äthiopien zurückommen würden.

Die Zahl der beim „Meldpunt Kindermishandeling (AMK)“ (Meldepunkt Kindermisshandlung) hereinkommenden Fälle ist äusserst gering. In drei Jahren sollen es nur vier Fälle gewesen sein, Bussemaker sprach hrerseits von 44 Fällen zwischen Sommer 2007 und Frühjahr 2008 und nannte das „die Spitze des Eisbergs“. Andere Quellen sprechen von 500 Fällen im Jahr. In den Niederlanden leben aus den genannten Ländern 16.000 Mädchen und 34.000 erwachsene Frauen . Wieviele dieser Frauen genital verstümmelt sind weiss niemand, es gibt arge Befürchtungen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Vorschlag durchkommt, ist sehr groß, denn natürlich gibt es in den Niederlanden keine politische Kraft, die für Frauen-Beschneidung bzw. die Wahrung der Privatsphäre von derlei Praktiken nachgehenden bzw. befürwortenden Männern und Frauen ist.

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