vonSabine Schiffner 24.02.2025

fremdeln

Sabine Schiffner dichtet und denkt über sich und andere nach.

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„Frühstückte mit Appetit, arbeitete aber nur wenig (…)“

24. 2. 1933

 

Bettelmann

Für eine, die schreibt,

ist das im Haus bleiben und schreiben

manchmal so, als täte sie nichts wesentliches,

weil sie sich, so wie ich

und andere Künstlerinnen und Künstlerfrauen,

ganze Tage und Wochen und Jahre

zu Hause damit quält,

zu wenig zu verdienen,

zu wenig zu tun zu haben,

zu wenig zum gesellschaftlichen Wohle beizutragen

und außerdem auch noch mit ihrer Figur

und Frisur unzufrieden sein zu müssen.

 

Dagegen hilft manchmal

Essenkochen, gutes Essen,

das wir Künstlerfrauen

zubereiten für unsere Männer,

wenn sie Abends nach Hause kommen

von ihren wichtigen Berufen,

mit denen sie gut verdienen,

mit denen sie viel zu tun haben

und zum gesellschaftlichen Wohle beitragen,

unsere Männer,

die mit ihrer Figur und Frisur

meist sehr zufrieden sind.

 

Und dann stochern wir in

unserem Essen und sagen,

dass wir morgens wie

ein Kaiser essen, mittags wie ein

König und abends wie ein

Bettelmann

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