vonSabine Schiffner 09.10.2025

fremdeln

Sabine Schiffner dichtet und denkt über sich und andere nach.

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„Völlig unfähig zu arbeiten“

9. 10. 1954

 

nachdem alle hier im haus morgens

zur arbeit gegangen sind und auch

die schulkinder von der straße verschwunden

sitze ich am frühstückstisch trinke

tee und höre wie im radio der

bundeskanzler der ebenso wie trump im

rentenalter ist gegen die sozialbetrüger

hetzt denen will er ab sofort bezüge kürzen

und für zwanzig starfighter und zehn fregatten sind

bis nächstes Jahr 80 Milliarden Euro auszugeben

und ich trinke noch eine tasse tee schaue aus

dem fenster und denke nach über für mich

wichtige themen wie zaunkönige schneefall

und friesische sprachen und nehme dann

wie jeden tag mein notizbuch in die hand

um etwas aufzuschreiben

und plötzlich fällt mir die

schwangere frau am bremer hauptbahnhof ein

die mich gestern abend ansprach und um geld

bat für ihre  kleinen kinder und ich

muss an den anblick ihres

nackten bauches denken den sie

mir auf einmal zeigte als ich ihr geld gab

da lege ich den stift wieder weg denn

jetzt fällt mir gar nichts mehr

ein

 

 

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