vonSabine Schiffner 12.02.2025

fremdeln

Sabine Schiffner dichtet und denkt über sich und andere nach.

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„(Über)reizt durch Geselligkeit“

12. 2. 1935

 

Manchmal denke ich zurück an

meine Küche in der Eupener Straße,

in der immer soviel

los war, wo die Kinder tobten und

die Nachbarskinder sowieso und

die Nachbarin kam durch die Tür

und Henning durchs Fenster und

aus dem Garten rief einer nach mir

und das Telefon klingelte.

Und dann denke ich an die sechs

Kinder von Thomas Mann und wie

er es trotzdem hinbekam, seine Ruhe

zu haben und ungestört ellenlange

Bücher zu schreiben. Man weiß heute,

seine Frau sorgte dafür.

Für mich sorgte damals niemand.

Uund ich denke jetzt zurück

daran, wie ich mich Nacht für Nacht in die

Küche schlich, damit niemand erwachte

und niemand kam. Dort in der Küche,

wo es niemals ruhig war,

schrieb ich an meinem ersten Roman.

 

 

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