vonEva C. Schweitzer 27.04.2011

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Es gibt in Deutschland ein Phänomen, das nennt sich Fremdschämen. Etwas, mit dem man eigentlich nichts zu tun hat, ist einem peinlich und man schämt sich, bloß deshalb, weil der Schamlose, der das zu Schämende begeht, zum gleichen ethnischen oder kulturellen Kreis gehört, und man selber hilflos zugucken muss, vorzugsweise in Zeitung, Funk, und Fernsehen. Prominente Beispiele: Adolf Schicklgruber, Klausi Beimer, Jan Fleischhauer.

Ich selber bin davon restlos unbeleckt; oder besser gesagt, ich wars: Seit Tagen fremdschäme ich mich. Für wen? Für Donald Trump. Der Donald, nicht nur ist er ein New Yorker, sondern auch noch deutschstämmig, tut gerade so, als wolle er als Präsident kandidieren, ankündigen wird er es beim Season Finale seiner Reality-TV-Show Celebrity Apprentice. Um zu begreifen, dass dieser Stunt ausschließlich der Eigenwerbung dient, reicht ein Intelligenzquotient von in etwa 35 aus.

Und nun ist The Donald dauernd im Fernsehen und plustert die Backen auf (als ob das nötig wäre, fett genug ist er sowieso)! Erst erzählte er allen, er habe “Leute” nach Hawaii geschickt, die herausgefunden hätten, dass Obama nicht dort geboren sei, dann erklärte er, es sei sein Verdienst, dass Obama die Geburtsurkunde veröffentlicht habe, bezweifelt aber immer noch, dass es echt ist…

http://www.youtube.com/watch?v=f6hsm81VXKY

Kurz, ich fremdschäme mich für Den Donald, als Deutsche und New Yorkerin. Ich weiß noch nicht genau, was ich mache, wenn er gewählt wird, aber ich glaube, nach Kalifornien auswandern und dort für die Sezession kämpfen.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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