vonChristian Ihle 22.10.2009

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Teil 1 unseres Fußball-WM-Song-Rückblicks findet sich hier: 1974 & 1978

1982: Olé España

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=q1vt5pc7W4Y[/youtube]
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Nachdem man sich mit Udo Jürgens als Sänger des deutschen WM-Songs 1978 ein Kuckucksei ins Nest gelegt hatte, besann man sich für die Weltmeisterschaft 1982 in Spanien wieder auf deutsche Barden. Der angebliche Traum aller Schwiegermütter, Michael Schanze, durfte seinen Lockenkopf prominent ins Bild halten. Seine Qualifizierung, mit der deutschen Nationalmannschaft einen Song aufnehmen zu dürfen, mag weniger seiner mittelmäßig verlaufenen Karriere als Schlagersänger (1970 Platz 16 als größter Erfolgmit „Ich hab dich lieb„) zu verdanken sein als dass er offensichtlich problemlos mit untalentierten Sangesnervensägen auf der Bühne stehen kann wie er jahrelang bei „Kinderquatsch mit Michael“ beweisen konnte.

Ein großes Rätsel ist wie schon beim Vorgängersong („Buenos días, Argentina“) mal wieder, welchen Zusammenhang Schanzes „Olé España“ mit der Weltmeisterschaft oder gar Fußball generell haben sollte. Wie im Schlager üblich werden die Nationenklischees mit dem Bade ausgekippt und möglichst sinnfrei über fremde Länder und Sitten phantasiert („es kommt vom Vino und vom Flamenco“).

Bonuspunkte bekommt Schanze aber erstens dafür, dass sein Song wenigstens etwas mitreissend ist und nicht wie Jürgens Verbrechen von 1978 Tote in den Schlaf singen könnte und – natürlich – für seine mitreissende Kopfballperformance bei obigem Fernsehauftritt.

Auch schön wie adrett die Herren Jungmillionäre in den 80ern noch gekleidet waren! Selbst Toni „der hässliche Deutsche von Gijon“ Schumacher sieht hier noch aus, als könne er kein Wässerchen trüben – ein falscher Eindruck wie Patrick Battiston wenige Wochen später bestätigen wird…

1986: Mexiko Mi Amor

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=jGF81VSPx4I[/youtube]
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Nach den guten Erfahrungen 1978 mit Udo Jürgens (scheiss Lied, Grotten-WM, gegen Österreich verloren) entschied man sich an der Otto-Fleck-Schneise 1986 für den nächsten Österreicher: Peter Alexander sang mit der Nationalmannschaft „Mexiko Mi Amor“ und macht damit den Hattrick „Fußball-WM-Songs, die nichts mit Fußball oder der WM zu tun haben, aber dafür das Gastgeberland im Titel featuren“ komplett.

Der Song ist amtlich langsamer Schlager für Großväterchen, denen der Musikantenstadl zu actionreich ist und natürlich ein großer Rückschritt zum sinnlos-flotten „Olé España“ des Jungspunds Michael Schanze vier Jahre zuvor.

Saving Grace von „Mexiko Mi Amor“ sind aber ohne Frage Pierre Littbarski und Lothar Matthäus, die unter übergroßen Sombrerohüten und in Ponchos gekleidet den Alexanders Peter beim Singen unterstützen (ab 0:16 in obigem Video) sowie Toni Schumacher, der vor den Augen der Weltöffentlichkeit seine Trompete spielt. Das ist dann schon eine Ecke geiler als die Pollunder-mit-weißem-Hemd-Kombi, die die Kollegen Nationalspieler 1982 noch auftragen mussten.

Etwas beängstigend wirkt es aber, wenn sich (bei unterem Video) ab 0:55 die deutsche Nationalmannschaft erhebt und geschlossen unter Führung eines Österreichers in voller Truppenstärke der Kamera entgegen marschiert:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=ooDhmuk-2F8[/youtube]

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https://blogs.taz.de/fussball_ist_unser_leben_-_die_deutschen_songs_zur_fussball-wm_teil_2/

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