vonKarim El-Gawhary 13.07.2010

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Stellen Sie sich vor, das Schicksal hätte ihrem Leben eine ganz andere Wendung  gegeben und Sie wären im Gazastreifen geboren, und würden heute dort als Bauer oder Bäuerin arbeiten. Die israelische Blockade und die Herrschaft der Hamas wären beileibe nicht ihr einziges Problem. Das gilt ganz besonders wenn sie das Pech hätten, dass das Stück Land, das Sie bewirtschaften in der Nähe zur Grenze zu Israel liegt und Sie Ihre Ernte einbringen müssen, die ihren miserablen Lebensunterhalt sichert.

Die israelische Armee hat am Grenzgebiet eine sogenannte Pufferzone eingerichtet. Unter welchen Umständen dort auf den Feldern gearbeitet wird, zeigt das folgende Video.  Selbst die Anwesenheit von Ausländern scheint wenig zu helfen.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=gcRPSG-UYF0[/youtube]

Dieser Vorfall ist kein Einzelfall. Laut palästinensischen Angaben wurde in den letzten 12 Monaten (bis April 2010) in 220 Fällen von israelischer Seite in die Pufferzone hineingeschossen. Innerhalb dieses Jahres wurden 116 Angriffe gezählt.

Die von der israelischen Armee einseitig erklärte Pufferzone innerhalb des Gazastreifens hat keine genau festgelegte Größe, schildert die internationale Hilfsorganisation „Save the Children UK. Im Mai letzten Jahres warf das israelische Militär aus der Luft Flugblätter ab und erklärte die ersten 300 Meter innerhalb des Gazastreifens zur No-Go-Area. Jeder, der diese betritt, riskiert unter Beschuss zu geraten. In Wirklichkeit wird diese Zone an ihrer breitesten Stelle sogar auf zwei Kilometern durchgesetzt.

Das betrifft also keinen unwesentlichen Teil des schmalen palästinensischen Streifens am Mittelmeer. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass die Pufferzone fast ein Drittel des kultivierbaren Bodens in Gaza umfasst.

Die israelische Armee argumentiert, dass die Pufferzone geschaffen wurde, um den Raketenbeschuss auf Israel und den Bau illegaler Tunnels zu unterbinden. Welche Bedrohung die erntenden Bauern darstellen, lässt sich aber nicht wirklich erschließen. Mit moderner Technologie dürfte es für die Armee kein großes Problem sein, die Aktivitäten auf der anderen Seite genau zu beobachten.

Auch innerhalb Israels ist die Politik der Pufferzone umstritten. Die israelische Menschenrechtsorganisation Btselem hat ebenfalls ein Video über die Zone ins Netz gestellt.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=pSM1kv9gq8E&feature=player_embedded[/youtube]

Der Gazastreifen braucht nicht nur Hilfslieferungen, von denen die israelische Seite nach der Lockerung der Blockade mehr durchlässt. Gaza hat auch seine eigene kleine Industrie, Fischerei und Landwirtschaft.

Aber wie soll man ohne Zugang zu den Feldern Landwirtschaft und ohne Zugang zum Meer Fischerei betreiben?

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https://blogs.taz.de/gaza_ernten_unter_israelischem_beschuss/

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