Der Artikel über das Telefon- und Handy-Unternehmen, der an dieser Stelle stand, wurde gesperrt. Da eine komplette Löschung aus technischen Gründen nicht möglich war, folgt hier ein Blindtext in gleicher Länge.
Liebe Ava,
mein lieber Bruder schickte mir noch ein paar interessante Zeilen, die wohl in der ZEIT standen, im Februar, und die ebenfalls mit Ida Ehre und unserer Familie zu tun haben. Es ließe sich dazu noch viel sagen, ja wohl ein Buch schreiben. Gestern zum Beispiel kam auf RBB diese Veit Harlan Dokumentation, und an einer Stelle erzählt dessen Tochter, wie sie als Kind miterleben mußte, wie ihre Eltern – Veit Harlan und Kristina Söderbaum – in den Hamburger Kammerspielen 1948 in einer Vorführung saßen. Es gab in der Zeit noch kein anderes Theater im zerstörten Hamburg. Die Harlans waren natürlich Theaterfanatiker. Kurz vor Beginn des Stückes trat die Prinzipalin auf die Bühne und sagte: „Wir fangen erst an zu spielen, wenn Veit Harlan und Kristina Söderbaum den Saal verlassen haben.“ Das taten sie dann auch, natürlich sehr geknickt. Genau diese Szene hat uns unsere Mutter ebenfalls erzählt. Für unsere Mutter war das schlimm, da sie zwar mit Ida Ehre befreundet war, aber Kirstina Söderbaum auch gut kannte…
Doch nun zum Mail meines Bruders Eckart:
Mein Lieber Lojo,
hier noch ein sehr schöner Text, den ich im Internet gefunden habe, aus der „Zeit“ – für dich sicherlich gut zu lesen, es geht auch um Hochkamp, 1945, um eine sozusagen „private“ Schauspielaufführung von Wolfgang Borchert, mit Isot Kilian.
„Es waren nicht nur Verse, die Sterne leuchteten tatsächlich. Romeos Gesicht bestand für Augenblicke aus nichts anderem als aus zwei funkelnden, liebestollen Augen. Die hohe Stirn, die schmalen Wangen, Nase, Mund und Kinn zerrannen zu Schattenrissen, aus denen zweifach das Feuer eines gnadenlosen Eros brannte. Liebeshunger. Lebenshunger.
Die Sehnsucht einer aus zerfleischtem Übermut und Barbarei erwachten Generation, unserer Generation. Liebe 45.
Isot Kilian als Julia brauchte sich nur diesen Augen anzuvertrauen.
Sie tat es mit Hingabe, freilich eher lasziv als jungmädchenhaft, ein Eindruck, den das grelle Rouge auf ihren Wangen und der aus himmelblau gefärbter Fallschirmseide genähte Nachkriegsfummel noch unterstrichen. Abendrobe, Nachthemd oder Negligé? „Kolchosen-Pin-up“, befand Oelbermann-Tochter Hannelie. Schon vor dem Abend hatte sie mich aufgeklärt: „Isot ist Kommunistin.“ Hinter Hannelies vorgehaltener Hand klang es wie: „Isot schnupft Kokain“ oder „Isot liest schwarze Messen“. Heute glaube ich, daß ich damals einen ersten Eindruck vom verfremdeten Theater bekommen habe, einen Vorgeschmack auf Brecht, dessen vertraute Mitarbeiterin Isot Kilian später wurde.“
http://www.zeit.de/1996/21/Liebe_45
Liebe Grüße
Dein Eckart