Gestern sah ich mit Ela Angerer und Polly Adler im Akademietheater die Premiere von Tschechows Platonov, ein selten gespieltes Stück. Martin Wuttke selbst gab den Platonow, allerdings unbeschreiblich schlecht. Das Wiener Publikum verließ zur Pause in Scharen die fünfstündige Veanstaltung. Klaus-Maria Brandauer, Helmut Lohner und Tex Rubinowitz harrten aus. Alle Schauspieler redeten in Zimmerlautstärke, also nicht in (vermeintlich ‚künstlicher‘) Theaterlautstärke – das war der Trick. Alle Zuschauer fühlten sich somit wie Voyeure, die zufällig Wortfetzen einer Paty im unteren Geschoß aufschnappen. Sehr authentisch, aber vollkommen spannungslos. Und Wuttke eben einfach ein Desaster. Der Mann hatte ohnehin noch NIEMALS Charisma in einer Rolle zeigen können, doch jetzt, in fünf langen Stunden: die Hölle. Ein über den ganzen Abend als Besoffski torkelnder lallender Endlosdepp…
Zudem war die Boschaft der Inszenierung wieder nur die übliche sexistische. Das Leben ist nur Geld und Sex. Beides in der jeweils vulgärsten Form. Falsch! Tschechow hatte das Gegenteil im Sinn.
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