vondorothea hahn 08.02.2011

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Am Sonntag sind die USA wieder ein bisschen schwerer geworden.

111 Millionen BewohnerInnen des Landes, darunter die Autorin dieses Blogs, haben den Abend vor dem Fernseher verbracht. Haben Bier getrunken. Und sich den Bauch mit den Spezialitäten der heimischen Küchen gefüllt: Chicken Wings, Pizzas, Chips und Dips. Auch im Weißen Haus, von wo aus sonst First Lady Michelle Obama einen Feldzug für gesunde Ernährung und gegen das Übergewicht der us-amerikanischen Schulkinder führt, gibt es an diesem Abend reichlich Kalorieen. Auf der Karte für die 150 Gäste stehen Würstchen, Kartoffelsalat und Cheeseburger.

Im texanischen Dallas kämpfen unterdessen die „Packers“ aus Green Bay in Wisconsin gegen die „Steelers“ aus Pittsburgh. Zwei Mannschaften, deren Namen an Berufe mit harter körperlicher Arbeit erinnern.  Die „Packers“ und die „Steelers“ sind große, bullige Männer, die ihre Formen durch Helme und durch Schutzpolster an herausragenden Körperteilen unterstreichen und schwarze Kriegsbemalung im Gesicht tragen. Ihr Spiel ist eine schnelle Abfolge von Rennen, Raufen und Unterbrechungen.

Super Bowl ist – zusammen mit dem familiären Thanksgiving im November – das wichtigste  festliche Ereigniss des Jahres.  Es geht um viel mehr als Sport: Während des Endspiels steht das öffentliche Leben still. Football ist US-Identität und Besonderheit. Es ist Gelegenheit zum Wiedersehen.Und für gigantische Geschäfte.

Nie sind die Einschaltquoten im Fernsehen größer. Der Privatsender „Fox“, der die Übertragungsrechte hat, erzielt auch in diesem Jahr neue Zuschauerrekorde. Für Popstars ist ein Auftritt beim Super Bowl die Chance des Lebens. Und für die Anzeigenbranche, die in den Vor-Wochen mit allem wirbt, was für den perfekten Super Bowl -Abend nötig ist (vom Ketchup bis zum flachen Großbildschirm),  ist das Endspiel die Gelegenheit, auf einen Schlag den kaufkräftigsten Markt des Planeten zu bekommen. Drei Millionen Dollar zahlen WerbekundInnen für einen 30 Sekunden-Spot.

Am Morgen danach, bleibt der Super Bowl Thema: In Green Bay am Michigan-See feiert eine Stadt ihre siegreichen Spieler. An der Ostküste steht die aggressive Softdrink-Werbung im Vordergrund. In Dallas macht das nur teilweise funktionsfähige Stadion Schlagzeilen.

Aber der lauteste Nachklang kommt von Christina Aguilera. Der Nachhall ihres Patzers wird von dem 45. Super Bowl bleiben. Im Getöse des Endspiel-Abends ist vielen nicht aufgefallen, dass die in schwarz gekleidete Pop-Sängerin bei ihrer Solo-Interpretation eine Stelle in der Nationalhymne verändert. Sie singt nicht die siebte Zeile über bewachte Befestigungswälle (O’er the ramparts we watch’d .. )., sondern wiederholt stattdessen die dritte Zeile, in der es um patriotischen Stolz geht. Doch auch die verändert sie.  Aus „Jubel“ wird bei Christina Aguilera „Beobachtung“.

Die Nationalhymne lernt jedes Schulkind in den USA auswenig.  Ihr Text beschreibt eine Schlacht in der Chesapeake Bay. Er ist gespiekt mit Bomben, Kampf und Heldentum. Auch gab es immer wieder Rufe nach einer anderen, friedlicheren Hymne für die USA. Aber Christina Aguilera geht es nicht um Kritik. Kaum ist ihr Auftritt verklungen, bittet sie um Verständnis:  „Ich hoffe, dass jeder die Liebe fühlen konnte, die ich für dieses Land empfinde, und dass der Geist der Hymne trotzdem durchdrang“.

Christina Aguileras „Star Spangled Banner“ vom 45. Super Bowl:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=lA7ni42n9Vc[/youtube]

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