vonMaja Wiegemann 27.04.2025

Giftspritze

Dieser Blog serviert gut verdauliche Texte aus Ökologie, Forschung und Technik - informativ & kritisch.

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Die tazlab-Party am Samstag hat’s gezeigt: Es gibt noch die Vernunftbegabten – jedenfalls im Berliner Moloch. Abgesehen von den Ausnahmeerscheinungen, die sich bei der Gelegenheit ein Fahrrad unter den Nagel rissen. Ansonsten konnte man vor lauter Vernunftbegabten kaum treten; ungewohnte Enge für ein Wahl-Landei wie mich; geduldiges Anstehen für Begehrtes wie in alten Zeiten: Ein Plätzchen an der roten Bühne gab’s nur für die frühen Vögel. Die Langschläfer durften die Abschiedsworte des scheidenden Vizekanzlers draußen auf dem Schirm verfolgen. Eine Anleitung zum Weitermachen gab Robert Habeck aber nicht. Außer: Recht und Gesetz – wären als demokratische Werkzeuge zu nutzen, jedenfalls vorerst, solange man damit noch was erreichen kann. Konkreter wurde Sozialwissenschaftler, Autor, Herausgeber und Macher Harald Welzer: Wir könnten auf keinen Fall so weitermachen wie bisher, denn das führte ja dahin, wo wir jetzt sind. Trotz der hehren Ambitionen stecken wir nun im Rückwärtsgang. Haben die Intellektuellen zu weit gedacht? Zu viel skaliert? Den Nahbereich ignoriert? Um die Gesellschaft in eine gesunde Transformation zu führen, bedarf es der Arbeit an der Basis! Und zwar mit quantitativer Wirksamkeit!

Ein journalistisches Produkt, das auf der internationalen Bühne weit denkt, ist die LE MONDE diplomatique. Auch sie hatte am Samstag ihren Auftritt. Die zugige Ecke wurde dem Blatt nicht wirklich gerecht und die Worte verflogen im Wind. Man will ja festhalten an ellenlangen Texten. Schließlich hat die Leserschaft einen Monat Zeit, sich durch das Blatt zu kämpfen. – Also doch Business as usual? Nur wer – wenn nicht eine Stimme mit Wucht – kann die Zivilgesellschaft inspirieren, die globalen Probleme anzugehen, auf lokalem Parkett vor internationalem Horizont, einigermaßen verständlich und doch mit hinreichender Substanz? Das schafft Welzer nicht allein. Diese Wucht ergibt sich erst aus einer kritischen Masse cleveren Journalismus. – Heraus aus der intellektuellen Blase! Und bei allem Verständnis: Fasst euch kurz! Die Probleme wachsen rasant, Zeit ist knapp.

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