Seit Zahlungsmittel die Menschheit korrumpieren, hat sich der Glaubensgrundsatz breit gemacht: Wer’s hat, der ist erfolgreich. Tatsächlich kann ein solcher forschen, was er will. Ein materiell erleuchteter Wissenschaftler muss also ein Genie sein. Albert Einstein hat’s schließlich auch geschafft.
Komisch, dass die meisten Wissenschaftler eher arme Tölpel sind, darunter die mit dem Ökologiestudium. Alles Looser! Dass die drängendsten Probleme unserer Zeit ökologischer Natur sein sollen, ist noch gar nicht bewiesen: Wer weiß, wozu die Menschheit kurzfristig noch so in der Lage ist …
Würde sich die Welt nur mit Grundlagenforschung befassen, wäre die Lage schon übersichtlicher: keine Wirtschaftsambitionen, keine Kriegskunst. Nur die Wissenslandschaft erweiterte ihren Horizont. Die Ökologen kennen da keine Grenzen. Es wird gemessen, geprobt, bestimmt und analysiert, was das Zeug hält, um zum Quäntchen neuen Wissens zu gelangen. Und dabei geht es nur um den Haushalt der Natur! Weil auch der neuerdings kapriziös ist, haben sich die Ökos der Forscherei in Askese hinzugeben, lebenslänglich.
Sollte jedoch ein Besserwisser aus seiner gemeinnützigen Ecke herauskommen, könnte das in Innovation ausarten! Das ist nicht selten unbequem für die etablierte Wirtschaftsform, vor allem wenn’s in die ökosoziale Low-Profit-Richtung geht. – Am besten gleich im Keim ersticken! Das Pflänzchen hat nur Chance, wenn es was abwirft.
So eine Innovation braucht also Durchsetzungsstärke. Und dazu braucht es? Jedenfalls nicht das schwache Geschlecht. Es braucht: Kapital! Hat das der innovationslüsterne Träumer? Wenn Förderinstrumente allenfalls was auf dem Papier hergeben und Banken sich ihrer Natur gemäß verhalten, nach dem Habitus eines alten Esels? Spätestens bei der Vergabe von Forschungsgeldern sollten solche Traditionen überwunden werden. Der EU-Forschungsrahmen strotzt vor Anregungen und mit einem ganz konkreten Punktesystem, das modernere Maßstäbe setzt. (Die Schuhgröße ist übrigens nicht gefragt.)
Wie hatte Einstein das überlebt, als Europa damals unterging? Er ging übers Wasser, nach Westen. Die Strategie hilft nun nicht mehr. Zwar hatten bis vor Kurzem etliche schlaue Köpfe, denen der hiesige Arbeitsmarkt vor selbigen stieß, diesen Weg gewählt. Trostpflaster: Die internationale Mobilität gilt als obligatorisches Schmuckstück im Curriculum Vitae eines 1A-Wissbegierigen. Könnte man aber auch als Abschiebungsfinte bezeichnen; die heimischen Denkstuben verschließen sich den Überqualifizierten in Abwesenheit erst recht. Doch jetzt haben die Rückkehrwilligen im Schlepptau der U. S.-Vordenkopfgestoßenen, Trump sei Dank, Hoffnung geschöpft. – So johlt es derzeit durch die Medien. Dass sich der alte Kontinent allenfalls für ein paar Einsteins interessiert, und zwar nur für solche, die mit ihren Geistesblitzen der Wirtschaft Feuer unter dem – Sie wissen schon – machen, das weiß keiner. Und dass sich ein wirtschaftlich verwertbares Lodern nicht von Stroh ernährt, sondern auf grundlegender Forschung beruht (davon ganz viel und nicht nur ehrenamtlich), muss eventuell nochmal klargestellt werden.
Relativ wahrscheinlich ist, dass Einstein nicht allein unter dem Schock der Atombombe stand, als er eine Weltregierung vorschlug. Es zeigte sich damals, es beweist sich heute, dass die gemeinwohlwollende Wissenschaft zusammen mit dem Rest der Menschheit erst unter einem ebensolchen Weltdach erblühen wird.
Vorerst würde sicherlich auch das Jobcenter mit Freude aushelfen und die U. S.-Rückkehrer in gewohnter Unterstützung der Akademikerkarriere forsch zu McDonald’s befördern.