In Deutschland wird über Gitmo noch diskutiert, aber in Amerika sind die Würfel gefallen: Die USA akzeptieren keine Gefangenen, (deren jüngster bei der Entführung übrigens 14 war), Obama hat dem innenpolitischen Druck nachgegeben. Inzwischen haben die Bermudas ein paar Insassen aufgenommen, ohne dass die USA es für nötig hielten, deren britischen Kolonialherren Bescheid zu sagen. Ja, so kann‘s gehen, wenn man nicht mehr die militärischen Mittel hat, seine Kolonien adäquat zu verteidigen.
Der Rest kommt nach Palau. Übrigens ist auch Palau nicht so ein Paradies, wie manche glauben, berichtet Slate. Und so möchte auch ich mich länger der Idee verschließen, Uiguren in Deutschland aufzunehmen, immer gab es ja auch bei uns War-on-Terror-Befürworter.
Doch halt! Nicht alle gehörten dazu. Hier also mein Vorschlag: Diejenigen, die publizistisch in die Vorlage gegangen sind, den Irakkrieg zu verteidigen, nehmen nun auch Uiguren auf. Es geht ja nur um fünf oder sechs Menschen. Also, wenn Henryk M. Broder, Malte Lehming, Richard Herzinger, Leon de Winter und noch ein oder zwei Oberkriegstreiber ihre Gästezimmer öffnen, das dürfte reichen.
Und hier noch ein Alternativvorschlag: Wir nehmen alle Uiguren auf, drücken ihnen eine AK-47 in die Hand und setzen sie in genau dem Grenzgebiet ab, aus dem sie entführt wurden. Dort können sie gegen einen Feind ihrer Wahl weiterkämpfen. Wenn die Chinesen sich beschweren, behaupten wir, das gehe auf eine geheime Absprache mit der CIA zurück. So schnell bittet uns niemand mehr um einen Gefallen.
Eva C. Schweitzer, Manhattan Moments. Geschichten aus New York. Droemer-Knaur, Juni 2009.