vonHelmut Höge 08.10.2009

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Pollerleuchten – die Lösung im öffentlichen Raum, damit sowohl die Straßenbegrenzungspfähle als auch die Straßenleuchte nicht so leicht Opfer nächtlichen Vandalismus‘ werden. Photo: tmgbeelen.de

Kaputte Glühbirnen auswechseln – das gehört quasi zur Alltagsroutine eines jeden Hausmeisters.Aber das jetzt heile Glühbirnen durch scheißige Energiesparlampen ausgetauscht werden müssen, das geht zu weit!

Inzwischen mehren sich die Gegner dieses von ökologisch verblödeten und pekuniär korrumpierten  EU-Politikern durchgesetzten Glühbirnen-Verbots. Hier eine neue Liste ihrer Argumente:

„Die Glühbirne im schattenarm gewordenen Zimmer hat die Anfechtungen des Nachtgrauens weit gründlicher geheilt als etwa Voltaire.“ (Ernst Bloch)

In der Lichttechnik, die zur Strahlenphysik gehört, hat man es mit Strahlen im sichtbaren Bereich zu tun: „Alles wird grundsätzlich von der Augenempfindlichkeit aus bewertet (in Lumen),“ so der stellvertretende Leiter des Instituts für Lichttechnik an der TU. Vor der Tür steht dort ein Siemens-Denkmal, damit man sofort weiß, dass dieser laut Süddeutsche Zeitung mafia-ähnliche Konzern, zu dem Osram gehört, auch hier seine Finger mit drin hat. Und tatsächlich hat der mindestens bis 1989 im Elektrokartell IEA führende „Global Player“ durchgesetzt, dass weltweit seit etwa 1910 sukzessive die Brenndauer von Glühbirnen herabgesetzt wurde – auf bis jetzt 1000 Stunden. Den Lichttechnikern kam nur zu, diese Reduzierungen jedesmal als „optimal für den Verbraucher“ darzustellen.

Als die Ostberliner Narva-Ingenieure 1981 auf der Hannovermesse eine neue „Langlebensdauerglühlampe“ vorstellten, die 5000 Stunden brannte, meinte die Osram-Kollegen abschätzig: „Ihr wollt euch wohl arbeitslos machen…“ „Im Gegenteil,“ erwiderten die Narva-Leute, „wir wollen und müssen Ressourcen schonen.“ In sibirischen Arbeitslagern, wo im Winter besonders viele Glühbirnen verbraucht wurden, gab es sogar einmal ein Werk zur Wiederaufbereitung ausgebrannter Glühbirnen. Zwar hatte Rathenaus AEG zuvor mitgeholfen, Glühlampenfabriken in der Sowjetunion aufzubauen, gleichzeitig hatte jedoch das Elektrokartell, in dem die AEG vertreten war, ein Wolfram-Embargo gegenüber der Sowjetunion verfügt. Noch 1990 bat der „AEG-Milchbruder“ – das Moskauer Werk „Elektrosawod“ – die Bevölkerung, kaputte Glühbirnen zwecks Wiederverwertung  abzuliefern. Das Ostberliner Narva-Werk hatte 1988 bei Osram für 6 Millionen DM eine Energiesparlampen-Fertigungsstrecke bestellt. Sie wurde kurz vor der Wende geliefert – und kostete schließlich 21 Millionen DM, denn es handelte sich dabei um ein Embargo-Gut, dessen Erwerb im Osten (die KoKo-Firma F.C.Gerlach) wie im Westen (Heinz Pietsch) Zwischenhändler erforderte.

Zynischerweise gehörte Pietsch dann zu dem Immobilien-Konsortium, das 1992 Narva erwerben wollte – und obwohl es versprochen hatte, die „Arbeitsplätze im Licht“ zu erhalten, bot es sogleich Osram heimlich den Rückkauf der neuen  Fertigungsstrecke an: Nach Meinung des Betriebsrates die einzig profitable im Werk. Drüben, bei Osram in Spandau, mußten sich die Beschäftigten immer wieder von der Geschäftsführung sagen lassen: „Wir produzieren hier nur noch Glühlampen, damit ihr einen Arbeitsplatz habt, verdienen kann man damit bloß noch Pfennigbeträge“. 2005 wurde die Produktion in den Elsaß verlegt, wo man nun, weil das Werk vor allem 100-Watt-Glühbirnen herstellt, die seit dem 1.September verboten sind, 100 Leute entlassen will. Die großen Elektrokonzerne haben dafür gesorgt, dass sukzessive alle Glühbirnen verboten und durch Energiesparlampen (ESL) ersetzt werden sollen, mit denen sehr viel mehr Geld zu machen ist, überhaupt wenn man sie in China produzieren läßt – bis jetzt 80 Prozent. In der  Nanhai-Feiyang-Lampenfabrik z.B. wurde gerade festgestellt, dass 68 von 72 untersuchten Arbeiterinnen so mit Quecksilber vergiftet waren, dass sie ins Krankenhaus mussten.  Sie litten unter der Minimata-Krankheit, wie man die Symptome einer Quecksilber-Massenvergiftung in Japan seit 1957 nennt. Das gleiche gilt auch für die Bergarbeiter, die jetzt in China wieder vermehrt alte Quecksilber-Minen erschließen, weil es sich wegen des EU-Glühbirnenverbots lohnt.

Zwei Beispiele für Vandalismus: ein mitsamt seinen Wurzeln ausgerissener Wellmann-Poller und ein mitsamt seiner Erdverankerung als Poller mißbrauchter Straßenbaum. Photos: Antonia Herrscher.

Vergiften kann man sich auch, wenn die ESL einem zu Hause zerbrechen, zu ihrer Entsorgung bedarf es eines gesonderten Kreislaufs. Osram und Philips gründeten dafür zwei Firmen, die sie – analog zu  „Fanny Mae“ und „Freddy Mac“ – „Olav“ und „Lars“ nannten. Ob ihnen damit das Einsammeln der kaputten Lampen  gelingt, darf man bezweifeln. Philips setzt daneben auf den Selbstschutz des einzelnen ESL-Endverbrauchers – und bietet in den USA für 100 Dollar ein „Epsi-Pak Spill Kit“ an – zum sicheren Entsorgen zerbrochener Energiesparlampen: „The Kit includes a pail containing training video, safety data sheets, instructions, guidelines for clean-up, mercury chemical information, gloves, scraper, brush, pan, dust mask, safety goggles, sponge pads, plastic sealable bags and large plastic bags.

Die ESL bereiten aber noch andere Probleme: Ihrem Licht fehlt der für den Melatoninhaushalt lebenswichtige, sozusagen von innen und außen wärmende Infrarotanteil. Das Leuchtstofflampenlicht besteht aus UV-Strahlung: heimtückische Lichtwellen, die durch Leuchtstoffe in sichtbare Spektren transformiert werden. Im Gegensatz zu den guten alten Glühbirnen ist das ESL-Licht kalt. Englische Lichtforscher befürchten deswegen, dass die Nutzer die gefühlte Kälte dadurch kompensieren werden, dass sie die Heizung hochdrehen, wodurch der ESL-Energiegewinn wieder verloren geht.

Kürzlich hat das bayrische  Umwelt-Landesamt zudem festgestellt, dass die meisten ESL „unnötigen Elektrosmog erzeugen“. Das Gasgemisch in den Glasröhren wird zwischen 30.000 und 60.000 mal pro Sekunde gezündet und sendet deswegen mit 30 bis 60 Kilohertz. „Die Lampen im normalen Haushalt wirken so, als ob Sie zehn DECT-Basisstationen [die Sendeteile von schnurlosen Telefonen] in der Wohnung stehen haben.“ Die ESL-Strahlung ist nicht nur schädlich, sondern, anders als bei Funktelefonen, auch nicht ihr Zweck.

Und dann gibt es auch noch wirtschaftliche Argumente – im Kleinen: In Privathaushalten beträgt der Anteil des Lichts am Gesamtstromverbrauch nur noch 7%: Was will man dabei noch groß sparen?! Und im Großen: „Wer Strom spart sorgt dafür, dass weniger Kohlendioxid entsteht. Leider nicht!“ So der SZ-Wirtschaftskommentator, denn  „wenn die Haushalte in der EU weniger Strom brauchen, dann ändert sich an der Gesamtzahl der Zertifikate für Emissionen nichts. Der Schadstoffausstoß verlagert sich lediglich. Davon profitieren insbesondere energieintensive Industrien wie die Stahl- oder Aluminiumindustrie.“

Dabei kommt noch etwas zum Tragen: ESL beziehen Energie nicht nur über die Phase, sondern auch über den Nulleiter. Vattenfall hat bereits angekündigt, dass sie den Strompreis erhöhen werden, falls dieser Effekt bei massenhafter ESL-Nutzung in der Stromerzeugung spürbar wird. Der Wirtschaftskommentator des „Standard“ schreibt dazu: „Und so haben wir dann alle schöne, teure Sparlampen daheim, die Einsparung bei der Stromrechnung schmilzt aber dahin, weil der Strom schon wieder teurer wird.“

Da es in der Lichttechnik wie erwähnt grundsätzlich nach „Augenmaß“ geht, ist das stärkste Argument gegen die ESL ihr schlechtes Licht – im Vergleich zur normalen Glühbirne, deren Licht dem natürlichen, dem Sonnenspektrum, am nächsten kommt. Die Glühbirne ist quasi eine Sonne im Kleinen. Und wie diese wandelt sie auch nur 7% der Energie in Licht um, den Rest in Wärme. Beim Licht der Glühwürmchen ist es genau umgekehrt.

In den Internet-Foren der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau artikuliert sich bereits der Zorn über den vermeintlich ökologisch motivierten ESL-Kaufzwang.

Daneben horten die Bürger Glühbirnen wie verrückt: Die noch-erlaubten Birnen sind jetzt schon fast doppelt so teuer wie 2008. Auf der Gegenseite wurden die Zöllner an den EU-Außengrenzen angewiesen, Glühlampen, die bei Reisenden gefunden werden, zu beschlagnahmen. Und Händler, die sich erfrechen, verbotene Glühbirnen auch weiterhin zu verkaufen, müssen bis zu 50.000 Euro Strafe zahlen. Das Glühbirnenverbot ist ein Konjunkturprogramm auf Kosten der  Bürger.

Nach dem Ende der nahezu kostenlosen Energieversorgung Kubas durch die Sowjetunion hat China die Kubaner nun mit ESL versorgt. Soldaten und Regierungsangestellte besuchten daraufhin jeden kubanischen Haushalt, schraubten die Glühbirnen raus, zertrümmerten sie und schraubten eine ESL in die Fassung.

In Indien sind es Mitarbeiter von NGOs, die in den Slums auftauchen, dort die Glühbirnen in den Hütten durch ESL ersetzen, wobei sie sich vorkommen wie Pioniere des Fortschritts und der Zivilisation. Finanziert wird ihre demütigende Geste von der EU, die zwecks Reduzierung der CO2-Emissionen in den Hütten und Erhöhung der selben in den Palästen ein pfiffiges ESL-Programm für Entwicklungsländer aufgelegt hat, an dem u.a. auch Osram beteiligt ist. Der Staatssender „Phoenix“ zeigte neulich bereits einen solchen ESL-Slum-Einsatz in Indien. Die Bilder erinnerten fatal an die aus dem Leninschen Elektrifizierungsprogramm „Goelro“ – eines zeigte einen russischen Bauern, der eine Glühbirne in seiner Hütte anknipst und es zum ersten Mal richtig hell darin hat. Dieses Bild fand sich noch in jedem DDR-Buch, das die Kinder zur Jugendweihe vom Staat geschenkt bekamen.

Diesem Photo kann man sehr schön entnehmen, wie die Straßenbegrenzungspfähle (mit und ohne Leuchten obendrauf) zur Begrünung der Stadt beitragen – und zwar kostenlos, einfach, indem sie stumm und dumm am Straßenrand stehen, schaffen sie Grünflächen. Allein in Berlin haben die 6 Millionen Poller auf diese Weise schon annähernd 360.000 Quadratemeter Grün geschaffen, das sind ziemlich genau 36 Hektar – zwei Hektar mehr als der Westberliner Zoo umfaßt.

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