GNU – Literarische Grotesken Bio

GNU – bloß ein Name oder Programm? Zersprengter Monolith der frühen Moderne. Fackel in der Nacht. Das angelaufene Tafelsilber. Geborgen und mit Leben gefüllt. Vergangenes wird zu Gegenwärtigen. Das Ticken der Uhr. Der Circulus vitiosus.

Tobias Frühauf setzt mit seinem Blog „GNU“, dem gleichnamigen literarischen Kabarett mitsamt seinen expressionistischen Vorreitern um Kurt Hiller eine Hommage. Egal ob Fragment, Prosawerk oder Einakter. Ganz in zynischer Manier knüpft er an die polemischen Prophezeiungen der frühen Moderne an und reflektiert den menschlichen Irrsinn. Denn es sind kaum 100 Jahre vergangen und die ewige Kuckucksuhr droht bereits erneut zu schlagen.


Damals so gedacht, JETZT …
Der literarische Gemischtwarenladen!


Meine Texte sind Tagebucheinträge. Den Zyniker nimmt die Gesellschaft, ab einem gewissen Punkt, nicht mehr ernst. Sie kann ihn einfach nicht verstehen. Das ist ihr normaler Abwehrreflex. Verlegenes Schweigen und ein neuer Gesprächsfaden.


Ich bin im Club gefangen. Vor mir tanzen Leute. Sie ekeln mich an, ich will nicht so sein, wie sie.

Schneller. Der Rhythmus ist das Steuerpult. Tanzen und mein Körper folgt dem Befehl.
Kopf und Körper. Tanzen. Ich muss kotzen. Ich kotze unablässig. Es sind die Partikel.
Papier fängt meine Kotze auf.
Die Intensität des Taktes nimmt drastisch zu. Ich muss aber weitertanzen, kann nicht pausieren. Spüre fremden Schweiß auf meiner Haut.
Spaß gehört zum Leben, wenn man leben will. Es sind manifestierte Argumente für solche Taten, die über den Lichtreflexen schweben. Ich will nicht zu ihnen gehören. Ich muss trotzdem tanzen. Dann kotze ich wieder. Ein Schwall ergießt sich auf das Blatt. Gierig saugen die Fasern es auf. Ich bin dankbar, mit dem Fetzen kann ich den Dreck von meinen Lippen wischen und ihn als verzerrtes Spiegelbild f​ixieren. Meine Schuhe stehen trotzdem im Siff.
Ich halte das Papier in den Händen und starre unablässig auf den nichtssagenden Schmoder, den ich mir auch hätte sparen könnte.
Spaß und Leben. Zwei Argumente gegen die Kotzerei und für das metaphorische Nervengift.
Wir wollen alles – bis wir es haben – solange ist es nichts wert. Ich streite ab und bin mir im Klaren, das ein geändertes Setting für den Menschen, eine neue Definition des Begriffes Leben erfordert. Ich kann mich nur austricksen. Wieder kotze ich, doch diesmal nicht, wegen der Anderen, sondern wegen mir, ich bin einer von ihnen, wenn sie es nur zulassen würden. Erkenntnis, bis dahin kotzen.
 Ein Heft, durchtränkt in durchzechten Nächten. Bedeutungslos, wertlos, doch billig genug, um Underground zu sein. Es bleibt wenig, bis nichts. Vielen Dank, für die Nachhaltigkeit, recycelt Papier und wischt euch nochmal damit eure Scheiße ab. Das passt gut zusammen. Kotze und Kacke.
Tut mir leid, mehr habe ich moment nicht zu sagen. Outro, Nothing.

»Wieso schreiben, da ist dieses Loch!«

Dank gebührt der taz; für gelebten Pluralismus, Plattform der unbequeme Tatsachen und inhaltliche Freiheit.

Über den Autoren: Charlie Manello aka Tobias Frühauf, Jahrgang 1994, freier Dramatiker und Dramaturg. Studium der Medien- und Verlagswissenschaften. Prosatexte und Bühnenwerke sowie Dramatisierungen literarischer Stoffe. Einer der beiden Gründer und künstlerischen Leiter des unabhängigen Theaterlabels »Tacheles und Tarantismus«.