vonBen Gerten 12.01.2010

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Die Investmentbanker diesseits und jenseits des Atlantik haben die Zeichen der Zeit nicht verstanden. In den kommenden Tagen wollen die Firmen, die die Welt an den Rand des wirtschaftlichen Abgrunds und die öffentlichen Haushalte in große Schwierigkeiten gebracht haben, ihren Mitarbeitern Boni fast in Rekordhöhe  auszahlen.

Goldman Sachs soll nach einem Bericht der International Herald Tribune seinen Mitarbeitern im Schnitt 595.000 Dollar an Boni auszahlen, JP Morgan plane 463.000 Dollar pro Mitarbeiter. Goldman Sachs soll dabei seinen 30 bestbezahlten Bankern die Boni ausschließlich in Aktien auszahlen.

Die internationale Presse berichtet, die Banker seien vor allem besorgt, wie man das Aufsehen über diese Bonuszahlungen möglichst gering halte. Goldman Sachs habe sogar die Verkündung seiner Zahlen auf den 21. Januar nach hinten geschoben, um nicht so im Scheinwerferlicht zu stehen.

In der Sache aber wackeln die Banker nicht. Der ehemalige Citibank Chef John Reed wird von der IHT mit den Worten zitiert: „Es gibt nichts, dass mich optimistisch macht, dass diese Leute etwas aus der Krise gelernt haben….. Sie haben immer noch nichts begriffen und leben in einer anderen Welt.“ Seine Ex-Bank hat den Chef der Investmentabteilung John Havens gerade mit Aktien für 9 Millionen Dollar als Bonus bedacht.

Ohne Regulierung scheint es also nicht zu gehen. In London hat die Labour-Regierung zwei Schritte unternommen, um das Boni-Wesen einzudämmen. Zum einen hat sie eine Sondersteuer auf Boni über 25.000 Pfund eingeführt. Zum zweiten hat sie angeordnet, das maximal 40 Prozent der Boni dieses Jahres sofort ausgezahlt werden dürfen. Der Rest müsse über die kommenden drei Jahre verteilt werden. Die Banker schäumen und drohen mit Umzug nach Genf oder Frankfurt. Wie werden eigentlich In Frankfurt solche Boni steuerlich erfasst?

Frau Prokop hätte sich an dieser Stelle sicher über den gerade verstorbenen Paul Samuelson gefreut: Der hatte zur Frage der Unbelehrbarkeit der Finanzgurus über den amerikanischen Notenchef Alan Greenspan geschimpft: „Nichts, was aus seinem Büro kam sollte den Kapitalismus diskreditieren. Gier ist gut.“

 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/goldman_sachs_zahlt_bankern_im_schnitt_595000_dollar_bonus/

aktuell auf taz.de

kommentare