vonDominic Johnson 22.10.2010

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Die Krise, die Nord-Kivus Provinzhauptstadt Goma seit dem im September dekretierten Bergbauverbot erlebt, vertieft sich. Wie aus der Stadt zu erfahren ist, sind sämtliche Schulen bis auf weiteres geschlossen.

Hintergrund ist ein Schüler- und Lehrerprotest. Die Lehrer protestieren gegen ausbleibende Gehaltszahlungen; da kongolesische Lehrer in der Regel sowieso vor allem von „freiwilligen“ Beiträgen der Eltern leben als von staatlichen Gehältern, spiegelt dies den Umstand wieder, daß mit dem Verbot des Bergbaus die meisten Leute in Goma auch kein Geld mehr haben, um Lehrer zu bezahlen. Das wirft die Lehrer auf den Staat zurück.

Ein Grundschullehrer im Kongo bekommt im Monat vom Staat 25.000 kongolesische Franc (etwas über 20 Euro), ein Grundschulleiter 40.000 (etwas über 35 Euro). Um leben zu können, werden diese Beträge durch Beiträge der Eltern aufgestockt. Außerdem stehen viele Lehrer nicht auf den aktuellen Gehaltslisten der Zentralregierung in Kinshasa, und jede Schule bekommt nur die Gehaltssumme, die für die Lehrer auf der Liste stehen; die Schule teilt das dann üblicherweise unter der gesamten Belegschaft auf, so daß das reale Staatsgehalt kaum 10 Dollar im Monat übersteigt.

Die Lehrer an den Staatsschulen traten am Mittwoch in den Streik und forderten nun, daß der Staat wenigstens jeden von ihnen auf die Gehaltsliste setzt – „mécanisation“ nennt man das im Kongo – und pro Lehrer ein volles Gehalt zahlt. Die Schüler schlossen sich an. Wie so oft bei solchen Dingen war die Jugend einsatzfreudiger als geplant: nach Ende des Aktionstages zogen die Schüler durch die Stadt und widmeten sich am Donnerstag den privaten und kirchlichen Schulen, die am Vortag nicht mitgestreikt hatten. Dann wollten sie zum Luxushotel Cap Kivu am Seestrand in Goma ziehen, wo Präsidentengattin Olive Lembe auf ihrer Rückreise von einer Frauendemonstration gegen sexuelle Gewalt in Bukavu Station machte, um ihre Forderungen darzulegen. Polizei und Präsidialgarde hinderten sie daran. Es kam zu Ausschreitungen, als deren Folge Provinzgouverneur Julien Paluku – selbst in einem früheren Leben Lehrer – die Schließung aller Schulen anordnete.

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