vonDetlef Berentzen 04.02.2011

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Ich hatte bei meinem letzten Besuch in Kairo das Gefühl, in dieser Stadt – mit ihren hochgradig erregten, frustrierten und jeden Tag aufs neue ums (Über-)leben kämpfenden Menschen – braucht es nur einen kleinen Funken, um eine gewaltige Explosion auszulösen.“ (Bernhard Brugger)

Was meinen Freund Bernhard bei seinen von der taz veranstalteten „Expeditionen in die Zivilgesellschaft“ Ägyptens erschreckte, diese Wahrnehmung einer Gesellschaft unter hohem Druck, das Gefühl einer nahenden „Explosion“, hat ihn nicht getäuscht. Doch der Schrecken wird noch größer, steigert sich immens, wenn jetzt täglich neue und grausame Wahrheiten über die Verhältnisse in einem Land publik werden, das zuvor allzu oft im Schatten kritischer Publizistik lag. Allein „Expeditionen“ wie z.B. die der taz-LeserInnenreisen machten Einblicke möglich.  Auch die  direkte Unterstützung von Projekten in Ägyptens Zivilgesellschaft fand statt. Und findet statt. 

Nehmen wir ein deutsches Unternehmen wie „Feluka-Trading“, das die ägyptischen Kunsthandwerker von „Fair Trade Egypt“ qua Import und Vertrieb ihrer Produkte unterstützt. Angesichts der Entwicklung in Ägypten haben die Gründerinnen von „Feluka-Trading“ Worte gefunden. Worte für die, die in Ägypten für Freiheit und Demokratie kämpfen. Bewegte, bewegende Worte:

„Schon seit Jahren haben wir festgestellt, dass die Armut und erschreckende Perspektivlosigkeit in Ägypten immer stärker wird. Selbst sehr gut ausgebildete junge Menschen finden keine Arbeitsplätze mehr, die Lebensbedingungen verschlechtern sich in extrem schnellen Tempo. Sogar ein für uns fast undenkbares Wirtschaftswachstum von 8% kommt bei den Menschen nicht an. Wir unterstützen daher die Forderungen der jungen ÄgypterInnen nach Freiheit und Demokratie.

Seit Jahren arbeiten wir zusammen mit unseren Ägyptischen ProduzentInnen und den KollegInnen von Fair Trade Egypt. All diese Jahre unterstützen wir durch unser Engagement ihr hartnäckiges Bemühen um menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen. Mit Hilfe des Fairen Handels, durch bessere Konditionen für die Handwerker, durch kontinuierliche Aufträge und zuverlässige Bezahlung konnten wir für viele Menschen geringfügige Verbesserungen erreichen. – Viele? – Ein Sandkorn in der Wüste! Und dennoch genug um zu verstehen, was die jungen ÄgypterInnen vermissen und was sie bewegt.

Obwohl wir so eng mit Ägypten verbunden sind, waren auch wir überrascht vom plötzlichen Aufbruch der oppositionellen Kräfte in Kairo, von ihrem starken Willen, der Einigkeit und Durchhaltekraft. Dieses junge Volk ( ca. 65% der 80 Millionen ÄgypterInnen sind jünger als 30 Jahre) ist durch das Internet über viele Plattformen und Netzwerke informiert über die globalen Entwicklungen und strebt nach den gleichen Werten wie junge Menschen überall in der Welt: Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde.

Die seit Jahren stagnierende politische Situation , verbunden mit großer Perspektivelosigkeit, hat vermutlich schon vermutlich viele Menschen in die Hände fundamentalistischer Bewegungen getrieben, die in einer Demokratie so gar nicht möglich wären. Es ist höchste Zeit, die Weichen zu stellen und neue erstrebenswerte Perspektiven zu öffnen. Unseren Wunsch nach Stabilität sollten wir nicht über den Wunsch nach Demokratie, Menschenwürde und Freiheit der Menschen in Ägypten stellen.

Wir vertrauen auf die Kräfte und Seriosität der jungen Ägyptischen Gesellschaft. Wir unterstützen ihre Forderungen nach Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde, Bildung, Fortschritt und gerechter Umverteilung der Mittel.

Durch unsere Arbeit hier in Deutschland und besonders bei den Informationsveranstaltungen haben wir unsere Erfahrungen und Beobachtungen geteilt mit den engagierten Mitarbeitern in den Weltläden und Ihren interessierten Kunden. In der aktuellen Situation freuen wir uns über jegliche Hilfe bei der Meinungsbildung in unserem Land.

Stellen Sie sich hinter die Ägyptische Bevölkerung in ihrem Befreiungskampf!

Treten sie den manipulierenden Äußerungen in Presse und Volksmund kritisch entgegen!

Lassen Sie sich nicht einschüchtern durch islamistische Horrorszenarien!

Denn: junge Menschen mit Perspektiven brauchen keine Heilslehren, aber eventuell helfen ihnen islamische Grundwerte bei dem Aufbau ihrer Demokratie. “

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