vonDetlef Berentzen 28.09.2010

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„Ich habe in vielen meiner Bücher Rettungsfiguren erfunden, Erwachsene, die oft schrullig sind, am Rande stehen, die spinnen, bei denen Kinder Unterschlupf finden, die Kindern nah sind in ihrer Eigenheit. Ich habe keine pädagogischen, keine didaktischen Bücher schreiben wollen, sondern Bücher fürs Leben.“

Zehn Jahre hat Peter Härtling (s. Foto) kein Buch für Kinder mehr geschrieben.  Und jetzt kommt Paul. Das „Hauskind“. Auch eines, das Rettung sucht und Unterschlupf, Zuneigung findet. Bei den Nachbarn im Haus. Bei Oma Käthe, Doktor Adam, beim Gewürzhändler Üdal und überhaupt. Mutter und Vater haben so gut wie keine Zeit für Paul, sind ständig unterwegs, wollen sich trennen,  demnächst schon. Peter Härtling weiß sehr genau, wie sich das anfühlt: „Paul könnte Theater machen, könnte um sich schlagen, das Hoffest durcheinander bringen, Papa bloßstellen. Er und Mama machen, was ihnen gerade passt. Sie haben sich daran gewöhnt, dass Paul, wie sie von ihm sagen, „pflegeleicht“ ist. Paul denkt: Ich sollte aufhören, pflegeleicht zu sein. Die würden staunen!“

Peter Härtling hat in seinen Kinderbüchern niemals auf ein plumpes Happy End zugeschrieben. Nirgendwo LilliFeen und Zauberer, kein einfaches Gut und Böse. Die Welt ist komplizierter. Lange schon. Gerade auch für Kinder. Dennoch sind da Figuren, die Paul verstehen, die Worte und Raum für ihn finden. Trotz all der real existierenden Trennungen, Ängste und Einsamkeiten, gegen die Peter Härtling empört anschreibt.

„Wenn ich als Kind Erfahrungen gemacht habe, daß Erwachsene mich im Stich lassen können, muss ich erzählend immer wieder vorführen, wenn auch mit Macken, wenn auch mit Einbrüchen, daß es Menschen gibt, die sich um Kinder kümmern!“  Es ist dies engagierte und differenzierte Erzählen, das auch Peter Härtlings neues Buch mit dem Prinzip Hoffnung verknüpft. Etwas scheint vor all den bitteren Wahrheiten auf. Möglichkeiten. Nähe. Irgendwo auch Lachen. Härtling macht jenen Wärmestrom spürbar, den ein Kind wie Paul braucht, um zu bleiben, zu wachsen, hinein in eine neue, unerwartete Geborgenheit,…die heutige Kinder oft genug suchen.

Auch jene Kinder, die Peter Härtling nach der Lektüre dieses Buches viele Briefe schicken werden – was seine jungen LeserInnen übrigens schon immer getan haben:  „Sehr geehrter Herr Härtling! In den letzten Deutschstunden haben wir Ihr Buch „Theo haut ab“ gelesen. Es war richtig spannend, wo Theo in der Kneipe war. Was mich aber sowas von beeindruckt hat, dass sie alles jugendlich beschreiben. Man konnte alles verstehen. Sie haben das nicht so harmlos dargestellt, sondern wie es wirklich ist. Das ist wirklich neu für mich!“ Und gut so.

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