vonDetlef Berentzen 02.11.2010

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„Ich bin überzeugt davon, daß es eine Renaissance der Utopie gibt! In einer Zeit der zunehmenden Krisen, denke ich, braucht es eine solche Renaissance, weil es die Politik nicht geschafft hat, ein Stück Harmonie in die Gesellschaft zu bringen. Rechnet man die globalen Aspekte hinzu, so haben wir immens viele Brennpunkte und ungeklärte Verhältnisse, die es nötig machen, ganz weit über den eigenen Horizont hinauszudenken. Und eben das meint utopisches Denken!“ (Klaus Kufeld, EBZ)

„Etwas treibt in uns, will weiter, hält es nicht bei sich aus, will aus sich heraus.“ Und gut so! Nicht über allen Wipfeln herrscht Ruh. In nicht wenigen Nischen und Winkeln des Landes exisitieren durchaus farbige Träume von Zukunf!, die nicht verloren gehen dürfen. Der utopische Denker Ernst Bloch war es, der die weltgeschichtliche Erzählung all der Hoffnungen, Süchte und Sehnsüchte zu einem philosophischen Prinzip verdichtete – zu einem Prinzip, das Antizipation, Grundrisse und Wunschbilder enthält, die uns Kraft geben zu widerstehen, auch die Kraft, uns neu zu erfinden.

Dafür braucht es immer wieder neuen Anstoß und Inspiration – jenseits der gestanzten Reden zur „Lage der Nation“ und jenseits der kraftstrotzenden Aufforderungen, ein „Ruck“ möge durch dieses Land gehen, aber bitte nicht heute und morgen sehen wir weiter. Da freut es mich mächtig, daß Klaus Kufeld und Frank Degler (s. Fotos) vom Ludwigshafener Ernst-Bloch-Zentrum (EBZ) anläßlich des 10jährigen Bestehens ihres Instituts (und auch als flammendes LebensZeichen des 125jährigen Bloch) zu einer relevanten Premiere blasen: die erste „Zukunftsrede“ im Bloch’schen Sinne wird gehalten – am Mittwoch, dem 3. November, um 19.00 Uhr: „Die Wahl für die erste ‚Zukunftsrede‘ ist auf den Berliner Schriftsteller und Büchner-Preisträger Volker Braun gefallen, weil von dessen Denken und Handeln Denkanstöße für langfristige Visionen beziehungsweise Utopien zu erwarten sind“.

Volker Braun also. Ob der Mann von der Berliner Akademie der Künste tatsächlich anstößig genug sein kann, wird man hören. Und sehen. Doch es braucht solch einen Anfang. Gerade heute, wo es darauf ankommt, Gedanken nicht mehr egoman und eindimensional, sondern nach allen Seiten zu denken. Und es zur Notwendigkeit wird, ein gesellschaftliches System zu verändern, das uns zunehmend frieren macht. Unser Leben braucht den Traum, um sich an ihm zu wärmen. Und das kritische Denken, um die Konturen des Traums zu schärfen. Nur so kann Hoffnung aufscheinen. Bloch sah das nicht anders:

„Hoffnung hat als einen Boden, der sie besonders gut gedeihen lässt: die Unzufriedenheit! Aktiv werdende Unzufriedenheit kann rebellisch sein, mit einer Hoffnung auf etwas und gegen etwas, in dem man sich durch eigene Schuld, eigene Unmündigkeit oder Unterdrückung befindet.“

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