vonDetlef Berentzen 20.01.2011

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„Seit einem Jahr stellt die Reihe ‚Kino & Kritik‘ am Ernst-Bloch-Zentrum Filme vor, die gesellschaftliche und politische Debatten abgebildet bzw. ausgelöst haben. Das können Klassiker der Filmgeschichte sein, aber auch filmische Raritäten, die ungewöhnliche Blickwinkel ermöglichen. „Filme sind die zentrale Kunstform des 20. Jahrhunderts – sie lassen uns die Welt mit anderen Augen sehen“ (Frank Degler, EBZ)

Ein wenig erinnert mich die Ludwigshafener Kinoreihe an die Abende im alten Schöneberger „Arsenal: man rief am Nachmittag Freunde an, wickelte sich abends in seinen Parka und schaute dort gemeinsam und  fasziniert (wie auch im Bali) extraordinaire Filme an, diskutierte anschließend vor der Leinwand und trug danach, schwer berührt, all die Bilder mit in die nächste Kneipe, nennen wir sie „Weltlaterne“, wo sie immer noch leuchteten.
Manchmal waren die Filme lang, nächtelang und mehrteilig. So wie später Lanzmanns „Shoah“ (1985), den sie seinerzeit dreist in die Dritten TV-Programme abschoben und meinte doch uns alle und heute noch: „Alle Häuser am Platz gehörten Juden? Ja, in den Häusern nach vorne raus wohnten die Juden!“ Claude Lanzmanns Reise zu Opfern und Tätern, in die Gesichter und Sätze der Augenzeugen, nimmt immer noch den Atem, zeigt das Profane, auch die Leugnung, auch das Wuchern der Erinnerung an ihren Orten.

Neun Stunden lang ist Lanzmanns Film. Unbequem. Ungewöhnlich. Viel zu selten aufgeführt. Das Bloch-Zentrum zeigt „Shoah“, anläßlich des Jahrestags der Befreiung von Auschwitz – einen ganzen Tag lang. Neun Ausnahme-Stunden, die auch die frühe Hoffnung ihres Regisseurs meinen: „Ich glaube, dass `Shoah´ für die Deutschen ein befreiender Film sein wird. Der erste befreiende Film seit 1945.“

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