vonDetlef Berentzen 22.02.2011

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Immer wieder sonntags telefonieren wir. Jeder eine Tasse Kaffee auf dem Schreibtisch. Er hat den Wacholderschwung der Schwäbischen Alb vor dem weit geöffneten Fenster, während bei mir die Freiheitsglocke läutet, weil Schöneberg, Rathaus und überhaupt. So geht das. Lange schon. Und es gibt immer wieder Neues zu erzählen. Vom Theater. „Unter den Linden“ steht das Lebenswerk und doch in Melchingen. Ein kleiner Ort, wie eine leuchtende Bühne und auf ihr schreitet der Präsident auf und ab. Uwe (s. Foto) ist nämlich Präsident. Vom Theater Lindenhof. Kein Intendant, nein, das war einmal, er ist ein irgendwie barocker Präsident, ausgestattet mit Brecht’scher Freundlichkeit und kann wunderbar erzählen, auch Stücke schreiben, auch dichten, auch inszenieren. Also höre ich ihm zu: „Unseren Carlos solltest Du sehen!“ Oder den „Kohlhaas“. Oder den „Schwabenblues“. Alles besonders. Und das seit fast 30 Jahren – am 16. Mai ist es soweit. Die „Feuertrunkenen“ feiern Jubiläum. All die Verrückten, die in den Gassen Tübingens (auch auf dem Neckar, auch vor dem Turm) alles für Hölderlin gaben oder die „Melchinger Winterreise“ samt Schubert und Härtling auf dem sturmumtosten Himmelberg aufführten.

Die Lindenhöfler. Verwegene Gestalten sind sie, die vor drei Jahrzehnten, als Kommunarden verkleidet, in Melchingen einfielen, in der Theaterscheune ihre Geschichten erzählten und bis heute geblieben sind,..samt einer neuen, einer zweiten Generation, die durchaus Leben auf und unter die Bühne bringt und den nötigen künstlerischen Zweifel, der kein Verzweifeln ist.

30 Jahre also. Ständiges Albglühen über Salmendingen und „Kenner trinken Württemberger“ nach Thaddäus Troll – Szenen und Geschichten vorgetragen auf älbisch und schon weit über tausend  Mal. Von Uwe. Und Bernhard. Ein Präsident, ein Intendant und ein Trollingersofa. Selten so gelacht, geschmunzelt. Selten so wenig verstanden, weil alles schwäbische Lautmalerei und nur für Kenner. Aber ich lerne noch. Und gebe nicht auf. Am 5. März trinken die „Kenner“ wieder jede Menge Württemberger. An den Tagen zuvor gibt’s den „Kohlhaas“. Und später dann die Premiere vom „Don Quijote“. Samt Windmühlen. Alles á la mode Lindenhof. Und am Sonntag ruft Uwe wieder an. Bestimmt schwärmt er von diesem lockigen Friedrich, der den Carlos spielt, aber auch den Damon und dabei noch „sehr schöne Pop-Gesangseinlagen“ vorträgt.  Ach, Schiller! Just go for it!

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