vonDetlef Berentzen 02.04.2011

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„Das Publikum kann sich beim Radio voll auf das konzentrieren, was gesprochen wird; es ist nicht vom Bild – wie beim Fernsehen – oder von den Multitasking-Ansprüchen des Internet abgelenkt. Und so führt die Beschränkung, der das Radio unterliegt, auch zu einer Entlastung. Allein deshalb hat es eine Lobrede verdient.“ (Wolfgang Ulrich)

Erst lobt er seine frühen RadioDays, dann startet er den Abgesang auf den Nostalgieclub vergreister Radiohörer, dann aber wühlt er sich wieder aus all dem Elend empor, salbt uns mit Hoffnung: „Oder hat das Radio doch noch eine Chance?“ und hudelt mächtig Lob, weil es für ihn doch noch eine hörbare Perspektive gibt.  Medienwissenschaftler Wolfgang Ulrich will das Radio erneut zum Wort führen, zum streitbaren Wort, zum korrespondierenden Wort, auch zum sportlichen Wort, weil er schon als junger Mensch keine ARD-Bundesligakonferenz versäumt hat.Das Radio soll vermehrt Live-Anlässe inszenieren, nutzen, um die Welt zu beworten. Voilà! 

Am Anfang war das Wort, später dann im Radio und da soll es auch bleiben. Allerdings neu arrangiert, im dramatischen Raum der Neuen Medien, es muss sich neu erfinden, selbst behaupten, aber auch nicht allem hinterherlaufen, was sich „digital native“ nennt und kaum ein kreatives Wort, geschweige denn einen Satz für diese Welt hat. Ja, meine Damen und Herren, liebe HörerInnen, darum geht es wieder am Sonntag, auf der „Mehrspur“ von SWR2, wenn Redakteur Wolfram Wessels am Abend sein gleichnamiges radiogenes Magazin via Äther, Kabel und Internet präsentiert. Das tut er alle Monate wieder.

Und er tut es in Kooperation mit der taz. Mit den Herren Denk und und Grimberg. Seit Neuestem führen die Beiden ein mehrspuriges „Medientagebuch“, dem sie ihre Geheimnisse anvertrauen. Diesmal ist es taz-Medienredakteur David Denk, der völlig entspannt den unerbittlichen Lauf der Zeit beklagt: „In einem journalistischen Text würde ich natürlich nie so rumjammern, niemals, das wäre unprofessionell, aber dir, liebes Medientagebuch, kann ich es doch sagen, dir kann ich alles sagen. Wir verstehen uns.“ Das nur als Ouvertüre. Dann geht es um Krisenberichterstattung, gemobbte ARD-GeneralInnen und einen geheimnisvollen Presseraum mit der Nummer 319. Das Beste, das Verrückteste, Widerlichste allerdings berichtet Herr Denk  zum Schluß – die Vergewaltigung der Simpsons durch das Schweizer Fernsehen (SRF):

Aus aktuellem Anlass will der quasi-öffentlich-rechtliche SRF keine Szenen mehr zeigen, in denen Homer als Sicherheitschef des AKW von Springfield Leib und Leben seiner Mitbürger gefährdet. Dabei karikieren die Simpsons-Autoren mit  diesen Szenen doch genau die Schlampereien, die dem Fukushima-Betreiber Tepco und damit ganz Japan nun zum Verhängnis geworden sind….“

Stimmt schon, bei Davids SRF-Kritik geht es nicht um’s Radio an und für sich, aber was soll’s, man kann via Audiotagebuch ja auch prima über dreiste TV-Entgleisungen informieren. Ohnehin bietet die „mehrspur“ ja noch dies…oder auch das: Sätze zur schwer nachgefragten Plagiatssoftware zum Beispiel und passend dazu die durchaus audiophilen CopyPaste-Aktionen ambionierter HörfunkerInnen, die selbst eine Lesung über’s  Urheberrecht noch sampeln würden. Eine irgendwie gelungene und mehrspurige Mischung also. Just listen!

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