vonDetlef Berentzen 18.05.2011

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Das Theater Lindenhof  wärmt mich, hat mich gewärmt, hat uns gewärmt, seit nunmehr 30 Jahren. Bin ihm nachgelaufen. Weit genug, immer und wieder, spüre sogar eine gewisse Abhängigkeit von diesem schwäbischen Theater auf der Alb. Und deshalb lasse ich vorsichtig einen Begriff wie „Heimat“ vorbeischweben, greife nach ihm, prüfe ihn  auf der Zunge, hinter der Stirn und denke: Ja, das ist es, dieses Theater ist mir Heimat.

Gerade mir,  einem Narren vielleicht, der einst als nachkriegsverbranntes Kind im Wintermärchen der „lieben, guten“ Westfalen keine Heimat fand und den der alte Heine in Berlin dennoch (und gar nicht so falsch) als „sentimentale Eiche“ outete. Heimat also! Festen Grund finden. Einen Ort, an dem wir auf dem Kopf gehen konnen. Das Theater in Melchingen bietet all das: feuertrunkene Hölderlinverehrer, schillernde Paradiesvögel, Besessene, die den Kampf gegen keine Windmühle scheuen, nachgeborene Brechtlinge mit dem Schwabenblues im Herzen – Theaterleute mit denen man über die Dörfer gehen kann, einen kleinen Handke im Gepäck.

Also müssen sie bleiben. Auch morgen noch. Denn noch ist nicht alles gespielt, längst nicht alles geschrieben. Noch ist sind wir  nicht satt. Sondern hungrig.  Verliert Euer Lachen nicht. Und erfindet sie immer wieder neu, Eure radikale Langsamkeit, bewahrt das Denken, das Träumen, die Bilder, die Courage gegen die dummdreisten Beschleuniger und den zunehmenden Kältestrom. Denn gerade das kreative Widerstehen ist Heimat. Wir haben nichts anderes…

…davon aber viel. Und Hoffnung genug. Und jenes Gespräch als podcast, das ich neulich für die wüsteste aller Wellen mit Uwe Zellmer geführt habe, jenem barocken Frischlin, auferstanden aus Kommunen, getauft mit knallrotem Trollinger, der heute als veritabler „Präsident“ des Theaters Lindenhof firmiert. Gerade probte er, wie so oft,  auf der Bühne der Melchinger Theaterscheune mit schwer begabten SchülerInnen. Diesmal den Don Carlos. Von Schiller. Just listen!

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