vonDetlef Berentzen 12.01.2010

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Hört man den Begriff „Tribunal“, scheinen historisch zunächst die Kriegsverbrecherprozesse von „Nürnberg“ auf, später aber auch London, Stockholm, Kopenhagen mit Jean-Paul Sartre, Günther Anders, James Baldwin, Peter Weiss, Isaac Deutscher und deren Teilnahme am „Russell-Tribunal“ (1966/67), das die Kriegverbrechen der USA im Vietnamkrieg untersuchte – freilich parteilich, mit Repräsentanten aus 18 Ländern, allesamt kritische Intelektuelle, Oppositionelle, Engagierte, die der bis dato verbreiteten Wahrheit der Herrschaften, eine andere, die eigene, entgegensetzen wollten. Ein durchaus legitimes Anliegen also. Allemal einen Versuch Wert. Und immer wieder einen Versuch wert. Auch heute. Also wollen die Damen und Herren von „Attac“ ein eigenes Tribunal zu Ursachen und Folgen der „Bankenkrise“ organisieren, das der vielzitierten Wahrheitsfindung dient. Wobei zu bedenken ist, daß es immer mehr als eine Wahrheit gibt.

„Wo Strafrecht und Zivilrecht nicht weiterhelfen, organisieren wir einen „Zivilgesellschaftsprozess“: ein Tribunal mit RichterInnen, AnklägerInnen, VerteidigerInnen und zahlreichen ZeugInnen und GutachterInnen. Wir klagen Vertreter dreier deutscher Bundesregierungen an, Banker und Aktionäre sowie ihre „Komplizen“ in Wirtschaftsprüfungsbüros und Rating-Agenturen.“
Nun wird man von diesem „Tribunal“, das im April 2010 an Castorfs Volksbühne in Berlin stattfinden soll, keine unabhängige und überparteiliche Untersuchung der Verantwortung für Finanzkrise und Milliardenzocke erwarten können, ….aber das kann man von einem Untersuchungsausschuss des Bundestages auch nicht. Hingegen wird es um andere Sichtweisen, andere Wahrheiten und irgendwie neue Perspektiven gehen. Jenseits der immergleichen Interpretationen der Offiziellen. Was zumindest ein Versuch ist, den Kopf zu öffnen. Und vielleicht auch die Augen.

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