Foto: Joern Schlund
…und die doch noch auf Morgen hoffen
ohne Wissen von Heute und Gestern
allen Lügen und Täuschungen offen
die sind meine Brüder und Schwestern
Zorngedichte. Angstgedichte. Liebesgedichte. Mancher wird sich noch an den kleinen Mann mit dem geschnitzten Krückstock erinnern, an den Liebhaber mit den dicken Brillengläsern und der ewigen Plastiktüte. An den knorrigen Dichter im schwarzen Shirt, der von Applaus umtost auf die Bühne geht, seine Manuskripte aus der Tüte kramt und umstandslos vorzulesen beginnt. Unverwechselbar. Nie ohne Bedeutung. Heute ist sein Todestag.
Erich Fried. Der wiengeborene deutsche Dichter. Der unbequeme, widerborstige, der zornige und liebevolle. Erich ist kein toter Dichter, nicht abgelegt und altes Eisen. Fried ist ein „gebrauchter Dichter“. Man liest ihn, nach wie vor. Auch die Jungen. Denn Frieds Worte berühren. Selbst zweiundzwanzig Jahre nach seinem Tod, heute, erst recht heute, sind es seine Worte, die bleiben. Gerade heute gilt es, noch einmal zu sprechen von Liebe, „damit doch einige sagen, das gab es, das muß es geben“. ..und ihn zu zeigen. Den Zorn.
Wer
von einem Gedicht
seine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen
Wer
von einem Gedicht
keine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen