„Wie sich das Medienhaus M.DuMont-Schauberg gerade selbst zerlegt, ist großes Theater. Das Ganze ist trotz virtuellen Vatermords allerdings beileibe nicht Shakespeare. Sondern eher großbürgerliches Melodram mit Hang zur Operette“.(Steffen Grimberg)
Na also, sie klappt doch, die Kooperation zwischen der taz und dem Medienmagazin „Mehrspur“(SWR2). Am nächsten sonntäglichen Sendetermin (5.12., 19.30 Uhr) ist es deshalb auch taz-Medienredakteur Steffen Grimberg himself, der qua Rubrik akustisch die „Sau durchs Dorf“ treibt und sich dabei der „melodramatischen“ Posse der DuMonts annimmt, die, gesteht er, „auch gestandene Beobachter des Medienzirkusses vor Vergnügen quieken lässt.“ Jetzt wissen wir also, welche Töne Steffen G. beim Schreiben so von sich gibt, doch egal, …was das mehrspurige Resultat betrifft: Weiter so!
Das gilt übrigens auch für den Schweizer Kulturwissenschaftler Klaus Schönberger. Er nimmt am Sonntag jene Debatte auf, die „Mehrspur“ seit der ersten Ausgabe führt: Das Ende des Programmradios. Wichtig genug. Doch Schönberger sieht dies Ende längst nicht so final wie andere digitale Propheten. An die Perspektive eines ausschließlich „partizipativen“ Internetradios mit unglaublich „aktiven“ Usern mag er nicht so recht glauben: „Die Beantwortung der Frage nach der Zukunft eines zeitgebundenen Radioprogramms lässt sich nicht hinreichend über die bloße Verfügbarkeit neuer zusätzlicher zeitungebundener Angebote vornehmen!“ Nicht alle wollen permament den Internet-Redakteur in eigener Sache geben, so der Professor von der Züricher Hochschule der Künste. Es wird schon noch ein Angebot für all jene geben müssen, die noch die Kunst ambitionierter Hörservierungen in Anspruch nehmen wollen. Und die brauchen ihre Radiomacher, trotz all der podcastigen Kompensationsangebote. Genau damit könnte Schönberger recht haben. Radio braucht mehr als eine Dimension. Vielfalt eben. Ein paar Spuren mehr als die üblichen.
Also berichtet „Mehrspur“ auch von neuen Trends in den Redaktionen, von neuen Formaten, Hörspielformaten, zum Beispiel von „From Fact to Fiction“ (BBC): „Manchmal ist es die Reaktion auf die Nachricht, manchmal spinnen wir eine Geschichte weiter. Als Hörspiel-Macher wollen wir etwas anderes zum öffentlichen Diskurs beitragen, einen anderen Blickwinkel als die Nachrichten-Kollegen liefern, menschliche Hintergründe aufzeigen, denen eine Stimme geben, die sonst nicht in den Medien vorkommen!“ Fünfzehnminütige Inszenierungen von Aktualität. Woche für Woche. Spontane Dichtung. Keine schlechte Idee. Da geht noch was.
Überhaupt habe ich den Eindruck, das durch „Mehrspur“ das Thema „Rundunk“ wieder spannend wird. Was Redakteur Wolfram Wessels „Radio reflektiert“ nennt, meint Vielfalt, kontroverse Information und akustisches Abenteuer – inklusive Hörerbeteiligung qua virtuellem „DokuBlog“. Ein neues Format entwickelt sich. Alles ist im Werden. Auch das neue Radio. Nicht ohne das Engagement der taz. Und gut so. Just listen!