von 02.06.2011

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Die Radfahrerkirche in Wehlen plakatiert den Kirchentag mit den fünf Kreuzen und einer engelgeleiteten Familie: „… da wird auch Dein Herz sein“. Das Herz der Familie singt in der Kirche. Tochter, Sohn, Mutter und Vater heben die Gesangsbücher, sehen sich in die Augen und heben vierstimmig an. Zwei weitere, die auch zum Buch greifen, werden heran gewunken. So singen sechs, als hätten sie´s zusammen längstens geübt. Dann bedanken sie sich und treten auf den Markt zu ihren Rädern.

Wenn Marx und Jesus sich 1843 begegnet wären, sagt die freie Christin von der letzten Fahrt (tazblog 2010, Dann bin ich eben Buddhist), hätten sie sich wahrscheinlich verstanden. Beide wären statt auf Christengemeinden auf Heilige Familie und verfasste Kirche gestoßen. Beide waren Ausgeschlossene wegen ihrer radikalen Ansichten, Äußerungen und Aktionen. Und Jesus warf die Händler aus dem Tempel wie Marx die Geister aus der Wissenschaft.

Die Kirche lädt zum Kirchentag unter dem Thema Geld oder Gott (Generalin Üeberschär) ein. Die grüne KT- Päsidentin präzisiert: „Wir wollen uns einmischen! Wo unser Herz ist, da wird die Zukunft sein“ und der sächsische Landesbischof stellt den einzelnen und der Politik die Frage, was im Leben zählt. Da kommt der weltlich – politische Rahmen des Glaubens heran, „Salz der Erde und Licht der Welt zu sein.“ (Jesus in der Bergpredigt).

Motten und Rost

Es sollte nicht nur eins zählen, wünscht sich die freie Christin: Der Starnberg- Münchener Reichtum UND die Tafel für 80.000 Arme. Der Chef der Treberhilfe hat erfahren, dass nicht nur die Armen fragen, woher denn der Reichtum kommt, den keiner allein zustande bringt. Häuft im Himmel (dem Reich Gottes) die Schätze an, verkündigt der Herabgestiegne auf dem Berg sitzend, wo sie Motten und Rost nicht fressen können, dann wird auch Eucher Herz da sein.

Das Herz ist vom Körper, dessen Leuchte das klare Auge ist, dessen Licht ihn erfüllt oder – trüb in Finsternis lässt. Das Licht ist Gott und der Glaube (SEIN Gebot), die Finsternis der Teufel und das Geld. „Ihr könnt nicht … (beiden) dienen. Das aber scheint am „dienen“ zu hängen, denn Geld haben die bayerischen Pilger in Wehlen eindeutig in ihre gediegene Ausrüstung gesteckt. Sie haben also für sich gesorgt. Das aber, so Jesus, sei der Punkt: „Sorgt euch nicht ängstlich um euer Leben“.

Die „ängstliche“ Sorge, dass das Grundlegende fehle und das vorhandene nicht ausreiche. Eine gutsituierte Leitende Angestellte mit zuverdienendem Mann hindert die Angst, unter der Brücke schlafen zu müssen, an mehr selbstbestimmter Selbständigkeit. Und den Radpilgern kann ich mit klarem Auge ansehen, dass ihr Grundlegendes gesichert ist und – dass sie das nicht dem HERRN überlassen haben. Sie rechnen nicht damit, etwas davon geschenkt zu kriegen und dass der morgige Tag für sich selbst sorgt. Sie bauen also mindestens doppelt: auf ihre Werke und die Gnade Gottes.

Dass „jeder Tag seine eigne Belastung hat“ kann dann kein Argument gegen die Sorge für Morgen sein. Gott jedenfalls hat zuerst an Hiob seine Botschaft demonstriert: Zur Gnade gibt es Geld und für Gnade muss Mensch sich öffnen. Hiob tut so, ratlos unter unendlichen Schmerzen und der Teufel verliert die Wette. Dann aber erreicht das Erste Paar der Sündenfall und der Teufel gewinnt die Welt. Daher bleibt nur der Himmel mit den Schätzen.

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