vonDetlef Guertler 24.03.2009

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Da sind wir gespannt: «Die Gratis-Blase wird demnächst unter unseren Augen platzen», sagt Edwy Plenel, Chefredakteur des werbefreien französischen Online-Magazins Mediapart, das nach dem ersten Jahr seines Bestehens auf 17.200 zahlende Abonnenten gekommen sein will.

Eigentlich passen die beiden Wortbestandteile nicht wirklich zusammen. Gratis sind Medien (und um diese Branche geht es hier ja) dann, wenn sie komplett durch Anzeigen finanziert werden und/oder wenn der Anbieter bewusst Verluste in Kauf nimmt, etwa um einen Konkurrenten aus dem Markt zu drücken. Um zu einer echten Blasenbildung zu kommen, müsste das Gratis-Angebot mit der Hoffnung auf in Zukunft drastisch steigende Erlöse verbunden sein: Ich verschenke mein Produkt jetzt (oder lasse es klauen), damit ich so viele Marktanteile gewinne, dass ich später Monopolist und dann auch Milliardär werde.

Mit dieser Strategie erfolgreich war beispielsweise Ebay. Aber auch der Siegeszug der Microsoft-Textverarbeitung Word hängt stark damit zusammen: Ursprünglich war Wordstar weiter verbreitet, aber Word ließ sich besser raubkopieren und gewann dadurch die nötigen Marktanteile. Wenn alle Medien ganz besoffen von der Hoffnung auf solche Erfolge mit Gratis-Angeboten nur so um sich werfen, kann man tatsächlich von einer Gratis-Blase sprechen. Die sehe ich aber derzeit allenfalls bei den Kommunikationsnetzen wie StudiVZ oder Facebook.

Für klassische Medien, bei denen irgendjemand irgendwo Inhalt produziert und dafür bezahlt werden möchte, sehe ich weder die Bildung noch das Platzen von Gratisblasen, sondern eine Verschiebung von der Refinanzierung durch Werbung hin zu einer durch die Nutzer. Wobei m.E. in erster Linie die Image-Werbung stark an Bedeutung verliert. Kann es sein, dass das, was da unter unseren Augen platzt, keine Gratis-Blase ist, sondern eine Image-Blase?

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