Barroso's & Dallis Kathastropen-Kochbuch, according to Greenpeace Wie aus gutem Essen schlechtes wird – Diese Anzeige für ein neues Kochbuch des EU-Kommissionspräsidenten José Barroso und seinem neuen Gentechnik-Kommissar John Dalli wirbt seit heute in Brüssel für Widerstand gegen die neue, harte Gentechnik-Linie der EU-Kommission. Herausgeber: Greenpeace. In Madrid demonstrierten am Wochenende Tausende bei der spanischen Regierung und EU-Ratspräsidentschaft für ein gentechnikfreies Europa.
Bauern und Umweltschützer in Madrid am Wochenende, Foto: Greenpeace
15.000 waren es nach Angaben von Greenpeace, die sich zum Abschluß einer Antigentechnik-Bustour zur Demonstration in Madrid einfanden, zu der auch der größte spanische Bauerverband COAG aufgerufen hatte. Spanien ist das einzige Land in der EU, in dem der Anbau gentechnischer Pflanzen in nennenswertem Umfang stattfindet. Der sechs EU Staaten (z.B: Deutschland und Frankreich) verbotene Bt Mais „Mon 810“ von Monsanto wird hier auf ca. 80.000 Hektar angebaut, wenn auch nicht gerade mit steigender Tendenz.
Virtuell geht die Kampagne weiter. Eine facebook-Gemeinde setzt sich für eine gentechnikfreie Zukunft ein. Ausserdem hat Greenpeace sich mit der online–Maschine „AVAAZ“ zusammengetan, die seit ein paar Wochen dafür wirbt, eine Million Unterschriften gegen die Gentechnik in Europa zu sammeln. Dabei packte die Organisation allerdings eher einen Stier bei den Hörnern, der bereits ohne sie losgestürmt war.
Die offensichtlich in den USA ausgedachte Online-Kampagne von AVAAZ , nimmt die im EU-Vertrag vorgesehene, neue Möglichkeit einer „Europäischen Bürgerinitiative “ zum Anlass, um von José Barroso ein Moratorium für GVOs in Europa und eine „ethisch und wissenschaftlich unabhängige Forschungskommission“ zu fordern. „Sammeln wir eine Million Unterschriften, um die Einführung genmanipulierter Nahrungsmittel so lange zu verbieten, bis ausreichende Forschungsergebnisse vorliegen,“ schreibt AVAAZ.
Die 3 Millionen Menschen starke globale Internet-Gemeinde, verspricht ihren Mitgliedern: „Zusammen schließen wir die Lücke zwischen der Welt, die wir haben und der Welt, die wir uns wünschen.“ Sie ging aus Initiativen wie dem US Online-Pionier „Move on“ hervor und will mit ihren Kampagnen Menschen in Menschenrechts-, Demokratie- und Umweltfragen eine Stimme geben. Wie viele breit angelegte Web 2.0 Initiativen leidet das vielsprachige Klick-Aktions-Portal für eine bessere Welt allerdings an der Vergesslichkeit des Internets und dessen Verkaufs- und Aktualitätszwang. Wenn man so will ist es eher eine Ausdrucksform auf der ständigen Suche nach Anliegen (neusprachlich content) als ein Anliegen auf der Suche nach Ausdrucksformen. Der virtuelle Erfolg liegt zunächst eher in der Anzahl der Klicks als in der realen Veränderung, die diese in der Wirklichkeit erzeugen. Die Lücke selbst droht zur Bewegungsform zu werden, ihre Beständigkeit zur Existenzgrundlage eines neuen politischen Aktivismus, der den Beweis der web-gerechten These „Der Schein bestimmt das Bewußtsein“ noch erbringen muß. Ein interessantes Feld für künftige Debatten und natürlich auch ein gefundenes Fressen für Verschwörungstheorien aller Art, etwa der, dass AVAAZ ein CIA gesteuertes Placebo-U-Boot des US-Imperialismus sei.
Zum tatsächlichen Start einer „Europäischen Bürgerinitiative“ wird die Unterschriften-Kampagne von AVAAZ nicht taugen; allein schon deshalb, weil die Brüsseler Bürokratie über deren Modalitäten sich selbst noch keine abschließende Meinung, geschweige denn eine entsprechende Rechtsgrundlage gebildet hat. Max nix, sagten sich Greenpeace, Freunde der Erde und andere (auch Save our Seeds): 1 Million Unterschriften können keinesfalls schaden. Wenn die dagegen nicht zustande kommen, könnte das den Genköchen in Brüssel durchaus zu Pass kommen. Gut 570.000 Unterschriften sind mittlerweile bei AVAAZ immerhin schon eingegangen, obwohl man dort bereits einen neuen aktuellen Aufmacher hat: Spenden an AVAAZ gegen den Vergewaltigungs-Handel.
Sammeln wir eine Million Unterschriften, um die Einführung genmanipulierter Nahrungsmittel so lange zu verbieten, bis ausreichende Forschungsergebnisse vorliegen.