vonDetlef Guertler 27.10.2009

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„Wie lange das noch gehe, dass sich der größenbewusste Chef einer auflagengefährdeten Boulevardzeitung auf Kosten der taz profiliere“, lässt Hans-Jürgen Jakobs bei der Online-Süddeutschen einen imaginierten taz-Genossen fragen.

Das muss natürlich erfunden sein. Sowohl der taz als auch der Republik kann ja nichts besseres passieren, als dass sich eine echte Bild-taz-Kontroverse entspinnt. Masse gegen Klasse, Bauch gegen Kopf, Rechts gegen Links, Goliath gegen David, Größenbewusstsein gegen Sendungsbewusstsein, das sind ja alles Konflikte, die uns weder Politik noch Öffentlichkeit noch zu bieten haben. Wenn heute wahrhaft große Schlachten geschlagen werden, dann eben nicht mehr im Parlament oder auf der Straße, sondern nur noch entlang einer Straße – der Rudi-Dutschke-Straße nämlich, die so traulich die Hauptquartiere der Kontrahenten verbindet. 

Zwar kann ich als externer taz-Blogger mit Blick aufs Mittelmeer statt auf den Klassenfeind keine jener „(vermeintlichen) Insiderinformationen aus der taz-Redaktion“ beisteuern, die sich Kai Diekmann in seinem neuen Blog herbeiwünscht, aber immerhin kann ich den Kollegen im Rudi-Dutschke-Haus aus ganzem Herzen raten, den Fehdehandschuh aufzunehmen, der da aus dem 16. Stock des Springer-Hauses herübersegelt. Es geschehe zum Wohle des Volkes.

Die wortistische Urheberschaft für das Größenbewusstsein kann allerdings wohl nicht einem anonymen tazler zugeschrieben werden, die Ehre gebührt offenbar Hans-Jürgen Jakobs selbst. Dieser neutrale Begriff für das gesunde Mittelmaß zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex fehlte der deutschen Sprache bislang noch. Und in der Tat: Bei den publizistischen Äußerungen des Chefredakteurs der auflagenstärksten deutschen Zeitung kann man zwar von allen möglichen Wahnformen sprechen – von Größenwahn aber nicht.

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