Daniel Cohn-Bendit möchte Brasiliens grüner Präsidentschaftskandidatin Marina Silva unter die Arme greifen. Das erzählte er gestern in einer Pressekonferenz in Porto Alegre. Abends hielt er in der Reihe „Grenzen des Denkens“ eine Rede über alte und neue Utopien.
Die Wahlsiege linker Präsidenten in Lateinamerika erklärte er mit Wunsch der Bevölkerung nach einer „starken Regulierung der Globalisierung“, wenig Verständnis zeigte er für die Wachstumseuphorie Lulas oder auch die „antiamerikanische Fixierung“ der venezolanischen Regierung.
In seine tour d’horizon durch die Weltpolitik streute er einen Hinweis auf das „zwei Millionen Mal aufgerufene“ You-Tube-Video seiner Griechenland-Rede im Europäischen Parlament ein.
Wie Cohn-Bendit streben Marina Silva und sein brasilianisches Pendant Fernando Gabeira, der Gouverneur des Bundesstaates Rio werden will, nicht mehr an als einen grünen Umbau des Kapitalismus. Für viele Linke macht sie das im Oktober unwählbar, vor allem in Rio, wo sich Gabeira auf ein Bündnis mit der Rechten eingelassen hat. Vor zwei Jahren wäre er beinahe Bürgermeister von Rio geworden – nun droht ihm auf Landesebene ein klare Niederlage gegen den mit Lula verbündeten Amtsinhaber Sérgio Cabral.
Marina Silva, die einen kohärenten, aber zu braven Wahlkampf führt, kommt in den Umfragen über 10 Prozent nicht hinaus – das Arbeiten an der grünen Utopie ist mühsam.