von 15.06.2010

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Ist diese Ampel bereits ein Verkehrs-Prophet? (Foto: prokop/photocase.com)

Na, mal wieder endlos an der Ampel gestanden? Im Stop und Go Sprit und Nerven verbraucht und obendrein die Umwelt verpestet? Deutsche Ingenieure könnten da bald Abhilfe schaffen und den Stadtverkehr ins Rollen bringen.

Seit 2006 tüftelt die oberbayerische Stadt Ingolstadt in Zusammenarbeit mit der Münchner Firma Gevas Software, dem Lehrstuhl für Verkehrstechnik der Technischen Universität (TU) München und dem Autohersteller Audi am intelligenten Verkehrssteuerungssystem Travolution. Travolution ist ein Wortmix aus den englischen Begriffen für Traffic und Evolution.

Mehr als 46 Ampeln rüsteten die Ingenieure in der zweitgrößten oberbayerischen Stadt in der ersten Projektphase um. Das Prinzip: Induktionsschleifen unter den Ampeln messen die Zahl der Autos und leiten die Daten an einen Großrechner weiter. Der prophezeit mittels eines komplexen Algorithmus, wie sich der Verkehr in den nächsten Minuten entwickeln wird und kann so die Ampeln der ganzen Stadt optimal steuern. Die Folge: Mehr grüne Wellen. Der Verkehr fließt flüssiger, die Unfallzahlen gehen zurück und die Autofahrer kommen schneller an ihr Ziel.

Bereits die ersten Tests lieferten bemerkenswerte Ergebnisse: Der Spritverbrauch in Ingolstadt sei seit der Einführung von Travolution um 17 Prozent zurückgegangen, sagt ein Sprecher von Gevas. Das bedeute ein Ersparnis von rund 700.000 Liter pro Jahr. Die Fahrtzeiten ließen sich mit dem neuen System um durchschnittlich 20 Prozent verkürzen.

Futuristisch wird Travolution aber erst in der zweiten Projektphase. Die Ingenieure von Audi und Gevas arbeiten derzeit daran, dass künftig alle Autos drahtlos mit den Ampeln kommunizieren können. Der Fahrer soll auf seinem Armaturenbrett ablesen, wie lange die Ampel vor ihm noch grün zeigt und wie schnell er fahren muss, damit er nicht bei rot zum Stehen kommt. Das lästige Stop-and-go wäre damit Geschichte, 900 Millionen Liter Sprit könnten Deutschlands Autofahrer so pro Jahr einsparen, der CO2-Ausstoß würde um 15 Prozent reduziert.

Allerdings: Die Kosten sind immens. Zwar beziffert der Travolution-Projektleiter Cornelius Menig die Ausgaben pro Ampel auf nur wenige tausend Euro, doch Ampeln gibt es in Deutschland hunderttausende.

Die Standortinitiative „Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten hat Travolution bereits mit dem Titel „Ausgewählter Ort 2009“ ausgezeichnet. Bis die Kommunikation zwischen Auto und Ampel aber serienreif ist, werden wohl noch fünf Jahre vergehen, schätzen die Audi-Ingenieure. Bis dahin können wir mit diesen einfachen Tricks Sprit sparen und unsere Nerven schonen. Die beste Methode: Das Auto stehen lassen und mit dem Bus oder dem Fahrrad fahren.

Text: Aljoscha Grabowski

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