vonVerena 24.07.2011

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…kann ich da nur sagen!

Die Bloggerin hat den Selbstversuch gemacht und die Nacht in den Scubes verbracht. Direkt vom Büro kommend, die morgends gepackten Taschen geschultert, sind meine Reisebegleitung und ich bei unserer Ankunft kurz nach 18 Uhr ein bisschen aufgeregt: Technikbusse vom RBB warten vor dem Scube Gelände. Es soll einen Live-Beitrag im ZIBB Magazin geben, unter anderem mit uns Nachtgästen. Ein Schwenkgrill raucht schon vielversprechend über der Glut. Die Abendsonne bricht sich hochdramatisch in dem Fettdampf, augenblicklich stellt sich Ferienstimmung ein. Im Kiosk statten wir uns mit gekühlten Bierchen aus und harren gelassen der Fragen, die uns erwarten. So ein Interview ist dann auch ganz schnell wieder vorbei, und der Pflichtteil geschafft, die Kür kann folgen.

Als richtiger Berlinbesucher muss man natürlich noch ausgehen. Das ist kein Problem: Durch das große Tor an der Skalitzer Straße geht´s ins Nachtleben. Zugegeben, es ist ein Heimspiel, wir treffen Bekannte, ich zumindest wohne ja selbst nur 10 min von Prinzenbad und Kotti entfernt. Aber ein bisschen So-tun-als-ob muss sein!

Zurück bei den Scubes ist es kalt geworden. Trotzdem: die Besonderheit eines nächtlichen Bades ist schon verlockend: Ich erinnere mich jetzt nicht, ob ich baden war oder nicht. Ich habe eine vage Vorstellung von bleigrauem Beckengrund und gruselig die Wege säumenden Büschen. Mein bunter Bikini kann dagegen nicht anleuchten: ich stelle mir vor, zwei Bahnen zu ziehen und damit meiner Abenteuerlust genüge getan zu haben. Aber wie gesagt: ich erinnere mich gerade nicht.

Die Nacht ist kühl. Der Scube, in dem wir zu zweit schlafen, duftet nach Holz.  Das frische Bettzeug raschelt. Ab und zu rauscht noch eine U1 vorbei, ich höre die Beschleunigung, die Richtung Schöneberg aufgenommen wird, und das Bremsen vor der U-Bahn Station Prinzenstraße. Kein Quietschen: Es rauscht. Nicht gerade wie ein Meer, aber wie eine große Welle, die heranbrandet und sich freundlicherweise nicht über mir bricht. Am Morgen ist mein Ehrgeiz, endlich mal die Erste im Becken zu sein. Das schaffe ich dann leider nicht: 5 Minunten nach 7 sind alle drei Becken schon dicht beschwommen. Ihr seid fix, Frühschwimmer! Ich ziehe ein paar Alibibahnen, mir ist kalt, niesen muss ich auch, das soll Unterwassser ja gefährlich sein, und wir beschließen unseren Miniurlaub mit Frühstück und Zeitung bei Matze, während die Morgensonne ihre Existenz durch den Wolkenschleier behauptet. Wieder im Büro zu sitzen, fühlt sich seltsam an. Hatte ich heute Nacht eine aufregend-erschöpfende Affäre? Guten Morgen, kann ich da nur sagen, und rühre viel Zucker in meinen doppelten Espresso. Sowas braucht man nach einer wilden Nacht! Berlin! Du bist so wunderbar!

Alle Photos © Luise Fehlig

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