vonJakob Hein 20.02.2011

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Die Zahl der kritischen Seiten mit nicht gekennzeichneten Zitaten auf dem Guttenplag-Wiki wächst und wächst. Da nun schon die 2/3-Schallmauer durchbrochen ist (ein altes CSU-Traumergebnis), wäre es langsam übersichtlicher darzustellen, welche Seiten der „Dissertationsschrift“ denn keine Großzitate enthalten. Um überhaupt noch Ordnung in den Wald der Zitate zu bringen, wurde nun schon ein Ranking eingeführt: Welche der übernommenen Passagen sind als eigene Einschätzung gekennzeichnet, welche der Passagen sind bewusst unkenntlich gemacht worden als Zeichen einer bewussten Übernahme?

Die Universität Bayreuth muss es sich indessen gefallen lassen, dass die „Neue Zürcher Zeitung“, aus der sich Guttenberg ausgiebig bedient hat, mit dem Prädikat „Summa cum laude“ für sich Werbung macht. Guttenbergs Doktorvater Prof. Häberle hat gegenüber der „Bild“-Zeitung immerhin zu Protokoll gegeben, der Bundesverteidigungsminister habe zu seinen „besten Doktoranden“ gehört. Ob das die anderen Doktoranden des Prof. Häberle so gern gehört haben?

Mal angenommen, das ganze Zusammenkopieren von Zeitungsartikeln wäre handwerklich besser ausgeführt worden und Guttenberg (oder wer auch immer) hätte die fehlenden circa 300 Anführungszeichen doch noch gesetzt, fragt man sich doch, was an der Arbeit überhaupt eine wissenschaftliche Leistung gewesen sein soll? So steht in der Promotionsordnung der Universität Bayreuth: „Die Dissertation muß eine selbständige wissenschaftliche Leistung darstellen und zur Lösung wissenschaftlicher Fragen beitragen. Sie soll zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen führen.“ Wenn man aber statt der Promotion einfach nur fünfzehn Zeitungsartikel lesen kann, was ist dann der Erkenntnisgewinn der Promotionsschrift?

Immerhin wird durch das Studium der Promotionsordnung die Benotung für den Doktortitel nachvollziehbar. Für „Summa cum laude“ müsse die Arbeit „Eine ganz hervorragende Leistung“ darstellen. Und dass die Arbeit hervorragt, kann man ja nun wirklich nicht in Abrede stellen.

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