vonsaveourseeds 09.04.2009

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Am 15. April werden in München Software-Füchse und gentechnikfreie Hasen dem Europäischen Patentamt gute Nacht sagen. Die Patentierung von Wissen und Leben, die sich dort zum Wohle der Monsanto’s und Microsoft’s dieser Welt in immer abenteuerlicherer Art und Weise abspielt, beraubt die Allgemeinheit ihrer natürlichen Ressourcen. Mit dabei: Der Freeware Guru Richard Stallman (GNU) und der Anführer der Milchbauern Romuald Schaber (BDM), Greenpeace, Misereor und der ums Wohl seiner Patientinnen besorgte Genetiker und Arzt Prof. Dr. Meindl (Klinikum rechts der Isar) Abends werden sie dann bei einem gemeinsamen Stelldichein im Hackerhaus (so heißt die Brauerei) über die Frage diskutierten „Was hat freie Software mit Schweinepatenten zu tun?“ Denn am 15. April endet die Einspruchsfrist gegen ein Patent, das 2005 von der Firma Monsanto angemeldet wurde und sich auf die Zucht von ganz normalen, konventionell gezüchteten Schweinen erstreckt. Nachdem die Agrarmultis sich zunächst weitgehende Patente auf alles was einem Münchner Richter

als Gentechnik verkauft werden kann, gesichert haben, gehen sie jetzt auf breiter Front einen gewaltigen Schritt weiter: Auch herkömmliche Züchtungen und deren Ergebnisse, d.h. unser täglich Brot im weitesten Sinne, soll nun zu ihrem  „geistigen Eigentum“ erklärt werden, wenn sie nur ein Bisschen daran herumgebastelt haben.

So wie den Züchtern das Sortenschutzrecht reicht, wollen auch die Programmierer sich mit dem Urheberrecht begnügen. Für Ärzte stehen Rechtsansprüche selbst auf einzelne menschliche Gene, wie etwa das berüchtigte Brustkrebs-Patent den Heilungsmöglichkeiten im Wege. Patente, die meist gar nicht von denen gehalten werden, die etwas Neues entwickelt haben, erlauben es, die weitere Nutzung der jeweiligen tatsächlichen oder vermeintlichen Innovation oder selbst eines Genes, das lediglich isoliert und beschrieben wurde, zu unterbinden. Großunternehmen setzen dafür sündhaft teure Spezialanwälte ein, die sich normale Bürger und Unternehmen nicht leisten können und schrecken diese allein schon mit der Aussicht auf jahrelange, Nerven, Zeit und Arbeit fressende Rechtsstreitigkeiten und Strafgebühren wirksam ab.

Dass sich gegen diese moderne Form des Raubrittertums unter dem Schutze des Europäischen Patentamts jetzt so unterschiedliche Betroffene zusammenfinden wie am 15. April in München gibt Hoffung darauf, dass der Osterhase weder als Idee noch als Tier demnächst nur noch gegen Gebühr bei Microsanto erhältlich ist. Selbst seine in der Tat innovative Fähigkeit, Eier zu legen soll den Kindern weiter als freeware weis gemacht werden.

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