Von Alexandra Huber
We want change. Veränderung, Protest, Revolution – das ist es, was unsere Welt braucht. So der Konsens des vollen Saales während der Diskussion „Revolution now!„. Ja, aber was denn nun genau? Rebellion, wie äußert sich das im 21. Jahrhundert? Lisa Fithian, Aktivistin der Occupy-Bewegung in den USA, ist sich sicher, dass dieses „grass-roots-movement“ nicht zu stoppen ist. Das Aufbegehren gegen die gegenwärtige Gesellschaft sei der Weg zu einer besseren Welt. Ein weiteres Statement aus den USA gibt der Präsident der Umweltorganisation National Wildlife Federation, Jerome Ringo. Das Wichtigste an einer Bewegung sei, dass sie vielfältig ist, dass aus allen Teilen der Gesellschaft Menschen an ihr teilhaben und gemeinsam auf die Straße gehen. Die grüne Partei ist in den USA nicht sonderlich erfolgreich. Woran das liegt? An dem „lack of diversity“, so Jerome Ringo, dem Mangel an Vielfalt. Um in den Vereinigten Staaten Erfolg zu haben, müsse eine Bewegung alle Teile der Bevölkerung repräsentieren.
In Europa sind grüne Parteien erfolgreicher. Daniel Cohn-Bendit, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, sieht den Wunsch nach Veränderung kritisch. Etwas ändern, dass wollen alle. Das will die Tea Party in den USA genauso wie die Linken in Deutschland. Die Frage ist, so Cohn-Bendit, was das Richtige ist. Wo wir hin wollen. Es gebe Sachen, die müssten geändert werden. Menschen würden den Finanzkapitalismus ändern wollen, ja, weil der eben schlecht ist. Aber um etwas zu ändern, müsse man seine Gefühle und Motive in eine politische Strategie umsetzen. Ein Murren geht durch die Reihen der Alt-68er im Saal. Verrat aus den eigenen Reihen?! So geht das doch nicht. Wir hier im Saal, alles taz-Genossinnen und -Genossen, und dann sollen wir in Parteien eintreten? Die ändern doch nichts, da lieber an Bäume in Stuttgart ketten.
Wenn ihr die Fehler in den Parteien sucht, so Cohn-Bendit zu den Zuhörenden, dann ändert das nichts. Dann wagt er es, das Heiligtum der Anwesenden zu kritisieren: Ja, selbst die taz könne die Welt nicht alleine retten. Kurze Stille im Saal. Schock steht den treuen Anhänger_innen ins Gesicht geschrieben. Dann Buh-Rufe. Jungpiraten und Althippies mögen ihre Differenzen haben, aber die taz bleibt doch das Identifikationsobjekt von allen hier.
Auch der österreichische Autor Robert Misik bringt die Zuhörenden zum Nachdenken. Das große Problem der Linken sei, dass jede_r von sich denkt, sie oder er hätte die Lösung für alle Probleme parat. Aber, um die Welt zu ändern, müsse man auch Bündnisse mit Menschen, die man nicht sympathisch findet, ja die man sogar nicht mag, eingehen. Eine Genossin in roter Jacke erhebt sich aus den Reihen des Publikums. Es werde Zeit, dass sich die linken Kräfte zusammentun. Applaus schallt durch die schwangere Auster. Ein weiterer tazleser erhebt sich. Wir hätten doch Punkte, in denen wir alle übereinstimmen. Er fordert das Publikum auf: Diejenigen, die nicht gegen Atomkraft sind, mögen ihre Hände heben. Blicke huschen herum, aber nein, hier haben wir hier im Saal wirklich einen Punkt gefunden, dem wir alle zustimmen. Triumph. Aber, so wirft Cohn-Bendit ein, hätte man diese Frage in einer Versammlung von französischen Linken gestellt, so hätte sich ein Drittel gemeldet. Ines Pohl rollt die Augen. „Mensch Daniel, mach doch nicht immer alles schlecht. Unser Kongress heißt doch ‚Das gute Leben‘ und nicht ‚Ein Kongress am Rande des Selbstmords‘.“
Jerome Ringo, Präsident der Umweltorganisation National Wildlife Federation:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=JEs0aaFGHVA[/youtube]
Da hätten diese Genossen auch an einen SED Parteitag teilnehmen können.
Ich glaub bei denen war es nicht anders!
Ja nicht dagegen stimmen, das hätte nämlich Folgen. :)))