von 10.11.2009

taz Hausblog

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zonen-gabyIm November 1989 kam das Satiremagazin Titanic mit seinem bisher legendärsten Titelbild heraus: Zonen-Gaby im Glück.

Nachdem die Titanic das Titelbild in diesem Monat wieder einmal kopierte, versuchten auch wir bei der taz uns daran. Anlass war der Besuch von Kanzlerin Merkel in den USA. Damit sorgten wir für Verwirrung bei einigen Lesern. Merle Wieschhoff aus Köln schrieb uns:

Bei uns in Köln nennt man das, was „Zonen-Angie“ da zum Anbeißen findet „Berliner“ (und heißen die Dinger in Berlin nicht „Pfannkuchen“?) – ein „Amerikaner“ sieht bei uns aus wie eine durchgeschnittene fliegende Untertasse mit Zuckerglasur … Es lebe die Völkerverständigung!

zonen-angieUnd Norbert Böckmann aus Bad Driburg meinte:

dass john f. als amerikaner auch ein berliner war,
das ist klar.
wenn jedoch einer meint, dass ein berliner auch gleich ein amerikaner wär,
so irrt sich der.

eure titelseiten und -bilder sind mir (sonst) immer ein hochgenuss.

Beide Reaktionen hatten wir am Samstag als Leserbrief abgedruckt. Und promt folgten die Reaktionen von anderen Lesern, die heute als Leserbrief in der taz stehen. Hans-Jürgen Wentritt aus Erlangen meint:

Die beiden von euch veröffentlichten Leserbriefe sind entweder von viel zu jungen und/oder wahrscheinlich „Migranten aus dem Osten“ verfasst! Oder warum fällt den beiden nicht sofort bei dem Begriff „Zonen-Angie“ das Titanic-Heft November 1989 mit der „Zonen-Gaby“ und ihrer ersten Banane ein? Ein absoluter Klassiker auf dem Gebiet von Titelseiten! Wenigstens ist bei euch taz-Redakteuren noch genug Humor und Mut vorhanden, um Leser wie mich auch weiterhin zu begeistern!

Und Frank Behrens aus Hamburg schreibt:

Ich bekomme mich eigentlich im Laufe der (Lebens-)Jahre immer besser in den Griff , aber hier muss ich doch wieder einmal oberlehrerhaft daherkommen. Das kann ich nicht auf der taz sitzen lassen. Natürlich bezieht sich das Titelbild auf den legendären Titanic-Aufmacher aus den Jahren kurz nach der Wiedervereinigung, auf dem ein Fräulein mit Betonfrisur zu sehen war, fröhlich grinsend eine geschälte Gurke hochhaltend. Darunter stand: „Zonen-Gaby im Glück: Meine erste Banane.“ Wer das nicht kennt gehört zum Establishment. Wer dann noch einen Leserbrief schreibt, gibt einen aus. Für die Titelseitenmacher.

Auch hier in der taz gab es übrigens eine Debatte über den Titel. Kritiker fanden, es sei peinlich, einen uralten Titanic-Titel so plump und unlustig zu kopieren. Der Titel gehe in eine völlig andere Richtung als der Kommentar darunter oder die Seiten zwei und drei. Es handele sich um „Hihihi-Humor“, Merkel „Angie“ zu nennen und dieser ganze Quatsch. Gerade wenige Tage vor der Samstags-Ausgabe, mit der wir uns ausführlich über Ost-West-Themen befassen, würden wir uns mit so einem Titel einfach ins Abseits stellen. Dieser Titel zeige plakativ, dass die taz keine Ahnung von Angela Merkel habe. Andere Redakteure fanden den Titel dagegen witzig, überraschend und gelungen. Was meinen Sie? War dieser Titel der dritte Aufguss eines alten Witzes? War es eine Anspielung, die nur viel zu wenige Leser erkennen konnten und die für alle anderen nicht funktionierte? Oder haben Sie gelacht?

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https://blogs.taz.de/hausblog/amerikaner-berliner-oder-ein-abgestandener-witz/

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kommentare

  • Das Titelbild ist absolut gelungen und eine schöne Parodie. Dass Spießer und Nörgler natürlich immer etwas auszusetzen haben, wundert mich aber auch nicht.

  • Auch bei der Taz geht’s um nichts anderes…als um die Auflage,da langt man schon mal etwas tiefer in den klebrig-süssen Topf der Boulevardmarmelade!
    Mit dem kleinen Unterschied…links darf naschen…. :-(

  • Der Berliner-Amerikaner rettet das gerade nochmal. Scheint ein wenig so, als könne sich die TAZ nicht zwischen Satire- und seriöser Zeitung entscheiden.

  • Ich kannte das Original und fand den Titel schlecht. Billige Kopie ohne weitere Humor-Ebene. Hätte ich das Original nicht gekannt, hätte ich es vermutlich unverständlich und erst recht unwitzig gefunden.

    Aber ist jetzt auch kein Drama, wenn man versucht lustig zu sein, geht das halt manchmal schief, und alle lachen eh nie.

    Peinlich sind eher die oberlehrerhaften Leserbriefe: In die Jahre gekommene Männer, die davon ausgehen, dass das, was sie vor 20 Jahren lustig fanden, auch heute noch alle kennen und lustig finden müssen.

  • Nein, den Titel fand ich jetzt auch nicht lustig.. schockt nicht, provoziert nicht, harmlos..
    „Peinlich“ ist natürlich total übertrieben. Ich find’s einfach zu harmlos..

  • Ich finde es auch peinlich, einen uralten Titanic-Titel so plump und unlustig zu kopieren.
    Auch finde ich es zu viel verlangt, dass von mir als Leser erwartet wird, diesen uralten Titanic-Titel überhaupt zu kennen.

    Und wer ihn nicht kennt, oder – wie ich – ihn zwar kennt, aber den Bezug dazu nicht herstellt, für den war das halt ein absolut blöder Titel, unlustig und nichtssagend.

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