Von der Entwicklungsdynamik der Anzeigenerlöse der taz zu berichten verdient eigentlich keine Nachricht. Das sieht man der Säulengrafik mit den Werten der vergangenen zehn Jahre deutlich an. Doch seit die Anzeigenerlöse in der Branche schneller schwinden, als sie durch Erhöhung der Vertriebspreise kompensiert werden können, erweckt Stagnation eher die Anmutung von Stabilität und Zuversicht als den lähmenden Eindruck von Stillstand oder Aussichtslosigkeit.
Sicher, die taz kann mit ihrem rund 10 Prozent betragenden Anteil ihrer Anzeigenerlöse an den Gesamtumsätzen auch jetzt keinem Vergleich in der Branche standhalten. Dort wird sich der Wert diesjährig wohl bei 40 Prozent bewegen. Aber branchenüblich stammten bis vor wenigen Jahren noch zwei Drittel der Umsätze aus dieser Erlössäule und – vereinfacht – zu einem Drittel aus Erlösen aus dem Verkauf der Zeitungen im Abonnement und im Einzelverkauf. Die Erosion der Anzeigenbelegungen ist der Ausgangspunkt der tief greifenden Krise, in der sich die Tageszeitungen in der gesamten westlichen Welt befinden.
Und die immer kürzeren Perioden von Preiserhöhungen, die oft bei gleichzeitiger Einschränkung des Leseangebots die Finanzierungslücke schließen sollen, werden nicht helfen, das Publikum zu halten. Ein Abo der FAZ wird ab morgen 49,90 Euro im Monat kosten, der Preis für das der Süddeutschen Zeitung beläuft sich jetzt bereits auf 51,90 Euro. Ein Prozess, an dessen Ende unwiederbringliche Verluste drohen.
Im Moment sieht es danach aus, als könne sich die taz dieser Spirale entziehen. Das hat viel damit zu tun, dass ihre Wirtschaftlichkeit seit Beginn ganz wesentlich an die Beiträge ihrer LeserInnen, an Abonnements und Genossenschaftsanteile geknüpft ist. Ein Modell, das viele Krisen überstanden hat und sich nun als zukunftsfähig erweisen kann. Für uns ist das durchaus eine aufregende Nachricht.
Andreas Bull, taz-Geschäftsführer, analysiert hier wöchentlich die Lage der taz und des Zeitungsmarkts.