vontazlab 09.04.2011

taz Hausblog

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Von Julian Kasten und Jaisha Laduch
 

Julia Seeliger (rechts) von taz.de kennt sich mit Shitstorms aus. Foto: Fiona Krakenbürger
Julia Seeliger (rechts) von taz.de kennt sich mit Shitstorms aus. Foto: Fiona Krakenbürger
Wir begegnen ihnen in Internetforen, Kommentaren und Blogs. Sie sabotieren absichtlich Diskussionen, indem sie provozieren und pöbeln: Die Rede ist von Trollen und Shitstormern. Machen sie aus dem Internet einen wilden und nervösen Ort, an dem keine vernünfige Debatte mehr möglich ist? Oder wird das Phänomen überschätzt? Wie man damit umgehen kann und wie groß das Problem der Trollerei wirklich ist, ist Thema der Diskussion: “Shitstorm-Surfer, Trolle und andere Nervensägen: Brauchen wir eine neue Ethik für das Netz?”
 
Die Veranstaltung beginnt mit einer Entschuldigung. Der “Vorzeige-Troll” Konstantin Neven DuMont kann aufgrund einer Sportverletzung nicht kommen und wird kurzerhand durch Marco Herack, einem vermeintlichen Troll aus der Freitag-Community, ersetzt. Der Moderator Michael Angele vom Freitag leitet die Diskussion ein, indem er das Phänomen der Trolle und der Shitstorm-Surfer als eine dunkle Seite des Internets bezeichnet. Deren Ziel sei dabei nur, Aufmerksamkeit zu bekommen und aufzufallen. Angele kritisiert die Anonymität, hinter der sich manche Nutzer verstecken. Dadurch würden viele Diskussionen primitiver geführt werden.

Julia Seeliger, Onlineredakteurin der taz, zeigt verschiedene Kategorien von Trollen auf: Während manche destruktiv handeln, gibt es auch einige, die positive Folgen nach sich ziehen. Trolle können Diskussionen beleben und neue Impulse setzen. Auch die Aktivitäten von Wikileaks bezeichnet sie als positive Trollerei. Ähnlich sieht das Marco Herack, der sich selbst nicht als Troll bezeichnet. Er testet durch provokante Thesen in seinen Kommentaren und Beiträgen, wie diskussionswürdig ein Thema wirklich ist. Er betont, dass sich die Diskussionsteilnehmer dadurch mit anderen Meinungen auseinander setzen können und neue Recherchewege wagen. Jedoch gibt er zu, dass reine Meinungsäußerungen im Netz oft dominanter sind als die Fakten der Diskussion an sich. So werden viele Diskurse platter als nötig geführt.

Teresa Bücker, Socia-Media-Managerin beim SPD-Parteivorstand, sieht keine Notwendigkeit zur Aufregung. Die meisten User verhalten sich angemessen, wenn sie sich überhaupt aktiv an den Diskussionen beteiligten. Die Wahrnehmung beziehe sich zu stark auf Skandalöses und Spektakuläres, während seriöse und konstruktive Beiträge klar in der Überzahl seien. Eine übergeordnete Netzethik sei ihrer Meinung nach Fehl am Platz.

Moderator Angele sieht sich zunehmend in der Position eines Normhüters. Während die anderen auf der Bühne die Trolle und Shitstorm-Surfer eher als Spieler sehen, die nicht zu ernst genommen werden sollten, hat er Bedenken bezüglich einer vernünftigen Diskussionskultur. Durch die niedrige Hemmschwelle und den Schutz der Anonymität würden sich Menschen zu Aussagen hinreißen lassen, die sie offline so nicht äußern würden. Herack und Bücker halten dagegen, dass dieses Verhalten menschlich zu erklären ist, und im Internet genau so wie auf dem Schulhof auftaucht. Seeliger findet, dass man diesem Phänomen abgeklärt oder sogar ignorant begegnen muss. Nur wem man eine öffentliche Bühne für Trollerei bietet, der wird auch darauf Platz nehmen. Sie betont eine Grundregel, die schon in vielen Foren zum Vorschein gekommen ist: „Don´t feed the trolls“.

Doch nicht nur für Angele scheint es schwer, die Trolle zu ignorieren – er geht noch einen Schritt weiter: für ihn führt die exzessive Trollerei zu einer neuen Form der Online-Rezeption: der Troll-Leserei. Ähnlich wie beim Reality-TV-Format “Big Brother” beobachtet er sich dabei, regelmäßig zu verfolgen, was “seine Trolle” zum Besten zu geben. 

Kann man Trolle erziehen? Eine Grundregel, die sich Troll oder Nicht-Troll zu Herzen nehmen sollte, ist das kurze Innehalten vor dem Abschicken eines Beitrags. Emotional gefärbte Beiträge können Diskussionen zwar beleben, aber auch der konstruktiven Auseinandersetzung an einem Thema schaden. Seeliger betont, dass auch schlichte Maßnahmen wie ein klares Layout von Blogs und Webseiten der Trollerei vorbeugen können. Ihre These: “Die Form formt den Inhalt” und “grün auf schwarz trollt es sich leichter”.

Nicht zuletzt sollte man auf die “Selbstheilungskräfte” der Community vertrauen und auch die Autoren sollten “in die Pflicht genommen werden”, so Bücker und Seeliger. Es reicht nicht, ein Kind auf die Welt zu setzen, man muss es auch beim Wachsen beobachten und erziehen. Gleiches gilt für veröffentlichte Texte und die darauffolgenden Kommentare.

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https://blogs.taz.de/hausblog/bitte_keine_trolle_fuettern/

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kommentare

  • auweia, julia – da ging dein schuss so richtig nach hinten los …

    hast du dir mal seine seite angeschaut? recherche sollte man schon beherrschen. das ist sowas wie „zuerst denken, bevor man den mund aufmacht“.

    naja, vielleicht meintest du mit „PI“ bei Ali ja auch nur „incorrect“. oder was-weiss-ich.
    klingt jedenfalls ziemlich blond, deine anschuldigung.
    sorry: frage.

    -.-

  • @kto

    Alter, mit so einem Hetzer wie HMB brauchst du mir nun echt nicht zu kommen. Ihr „PI“-Futzies scheint ja zu glauben, ihr könntet euch einen Persilschein damit basteln, indem ihr euch hinter ihm versteckt und ihn feiert.

    Der Mann ist doch eine willkommene Bugwelle für euch, vor allem wegen seiner Fantasy-Stories über Muslime:
    http://bit.ly/abZdbj

    „PI“ ist und bleibt perfide.

    @julia
    Mit dem letzten Eintrag hast du ich echt selbst disqualifiziert. „PI“ ne Bühne bieten, aber dann bei Muslimen zur Paranoikerin werden …
    Mal sehn, wann du Steine nach uns wirfst.

  • „Meint ihr im ernst, wir Migranten bleiben da auf Dauer gelassen und uns diese ewigen widerwärtigen Angriffe bieten?“

    Prima Drohung, merken wir uns! In Wahrheit habt Ihr „Migranten“ (Vietnamesen? Italiener? Polen?) es doch in Eurer eigenen Hand, den „Angriffen“ etwas entgegen zu setzen:

    „Dabei wäre es so einfach, die antisemitischen, frauen- und schwulenfeindlichen Deutschen zu beschämen. Die Muslime müssten nur ein paar Häuser für geschlagene Frauen aufmachen, verfolgten Schwulen ihre Moscheen als Zufluchtsorte öffnen und Juden, die einen Bogen um ihre Kieze machen, Begleitschutz anbieten. Da würden die Deutschen aber blöd gucken!“ (Henryk M. Broder)
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/frau_dr_foroutan/

    Noch Fragen, Ali?

  • Wieso eigentlich „neue Ethik“?
    Eine „Netiquette“ gibt es soweit ich weiß seit Anbeginn von Diskussionsplattformen, hin und wieder auf den speziellen Kontext angepasst und je nach Plattform auch durchgesetzt.

    Ich denke, es bräuchte ein größeres Bewusstsein für vorhandene Möglichkeiten und eine Sensibilität zur Transparenz im Sinne von „Ich als AdministratorIn/ModeratorIn/BloggerIn editiere/sperre/lösche den Beitrag, weil…“.
    Und wenn das erreicht ist, kann die Frage nach „was braucht es neues“ erst wirklich fundiert gestellt und diskutiert werden. Sonst besteht die Gefahr einem alten Thema nur neue Kleider anzuziehen.

  • Ach und nochwas:

    Nur, falls ihr bei taz.de glaubt, ihr hättet einen indirekten Nutzen durch die Klicks der Faschos – Ja, stimmt schon, man kann mit Werbung Geld auch als Pseudo-Linke verdienen, und Geld stinkt bekanntlich nicht, selbst wenn blut dran klebt.

    Aber ihr seid dabei echt naiv: Geld durch Werbung verdient man nur mit registrierbaren Klicks, aber eure neuen Freunde von „PI“ verwenden Werbeblocker und andere schöne Instrumente, die die Zähler bei den Ads neutralisiseren.

    Ihr habt also rein gar nichts von den Klicks – im Gegenteil, ihr habt sogar Mehrkosten wegen dem zusätzlichen Traffic. oder mit anderen Worten: Ihr lasst euch von den Rechten sogar noch finanziell richtig fi***en!

    Aber das nur nebenher, ihr Schlauis.

  • Ihr „arbeitet“ offenbar schon seit 2 Jahren dran, julia – so lange sehe ich jedenfalls schon die „PI-„-Agitation auf taz.de.

    Vielleicht ist es euch ja nicht bewusst, aber ihr verschafft diesen Hassern Aufmerksamkeit und weitere PR. Deren netz wird immer grösser und dichter – auch durch euer Angebot einer Bühne im „linken“ Lager.
    Je mehr Zulauf auch durch euer indirektes Mitwirken für „PI“ erzeugt wird, desto mehr Hass und Konfrontation breitet sich aus – wie ein krebsgeschwür, das m.E. „PI“ auch ist.

    Meint ihr im ernst, wir Migranten bleiben da auf Dauer gelassen und uns diese ewigen widerwärtigen Angriffe bieten?

    taz.de ist für mich jedenfalls nur noch ein Blick in die abgrundtiefe Seele von euch Deutschen.

  • Das gilt nicht fur alle Themen. Das Problem ist uns bewusst. Immerhin haben wir die Trollereien inzwischen analysiert und es wird an einem Konzept gearbeitet. Das dauert aber und kostet auch ein paar Stundchen Arbeit.

  • Wieso haltet Ihr euch dann nicht selbst an euer Gesülze?
    taz.de ist doch voll von den Menschenhassern und Trollen, die via „PI-News“ kommen und ihren faschistischen Dreck dort ablassen.
    Ihr bietet denen doch die ganze Zeit eine Bühne für ihre Hass-Propaganda.

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