Unsere Geschichte geht ja so: Am Anfang stand Die Tageszeitung. Eine Crowd aus 7.000 early adopters. Bewegte Menschen bezahlten Anfang 1979 ein Jahresabo ihrer Zeitung, die es noch gar nicht gab. Eine echte Subskription für die Leistung, die von ihrer künftigen Redaktion Tag für Tag zu erwarten war. Offensichtlich war die Leistung fortan überzeugend. Denn die Nachfrage nach unserem Produkt stieg. Auf 20.000! Nach dem katastrophalen Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl sogar auf 60.000, kurz nach Maueröffnung bis auf knapp 100.000.
Allerdings sieht es auf den ersten Blick so aus, als ginge es in heutigen Zeiten, wie beim kapitalistischen Brettspiel „Monopoly“: Zurück auf Los! So um die 30.000 Abonnements der täglich gedruckten taz.die tageszeitung und durchschnittlich 3.500 am Kiosk verkaufte Exemplare: Das ist der Stand der Dinge in diesem Sommer 2017. Dass er nicht deprimierend stimmt, hat mit einer Transformation zu tun – weg von der lautmalerischen Assoziation „die tageszeitung“ hin zur zentralen Marke „taz“: taz.die tageszeitung, taz.am wochenende, das taz.ePaper, das Magazin taz.futurzwei. Rechnet man nun diese, nennen wir sie, die klassischen Medien zusammen, landet man aktuell bei mehr als 80.000 verkauften Exemplaren. Schon viel besser, aber immer noch verbesserungsfähig. Hier kommt taz.de ins Spiel.
Wertvoll und teuer
Rund eine Million Nutzer*innen monatlich lassen sich derzeit durch die taz-Redaktion online informieren, lesen aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Debattenbeiträge.
Jedoch: Journalistische Beiträge, egal ob klassischen analog oder modern digital publiziert, sind nicht nur Resultat individueller Fähigkeit, sondern erhalten im Prozess von Diskurs (am Beitrag) und Komposition (der Veröffentlichung) ihre besondere Qualität. Das ist nicht nur wertvoll, sondern auch teuer. Um das zu finanzieren, werden bisher und auch weiterhin Publikationen verkauft. Abos, einzelne Stücke, auf Papier und online. Angebot und Nachfrage diversifizieren sich dabei in rasender Geschwindigkeit. Ein passendes Produkt für jeden Geschmack und jede Situation soll verfügbar sein. Das Ziel: ein möglichst barrierefreier Zugang zur Teilnahme möglichst vieler an Beobachtung und Gestaltung der Gesellschaft. Doch was ist mit jenen, die sich diese Produkte nicht leisten können? Die an einer Bezahlschranke im Netz nicht vorbeikommen können? Oder denen die Hand abfallen würde, wenn sie sich etwa die „Zumutung“ eines Artikels der taz erkaufen müssten?
Bekanntermaßen schafft taz.zahl ich, unser Bezahlsystem für taz.de, hier Abhilfe. Nur wer etwas zahlen kann, möge es tun, auf freiwilliger Basis und zum Wohle aller. Abstrakter formuliert: Unterstützt wird mit diesen regelmäßigen Beiträgen bei taz.zahl ich die dem Gemeinwohl dienende Arbeit der Redaktion. Es soll nicht mehr mit dem Kauf einer Zeitung oder eines digital zur Verfügung gestellten Nutzungsrechts eine Leistung erworben werden, sondern es soll der Journalismus gefördert werden.
Es war der vergangenen Mittwoch, als wir auf taz.de/zahlich den 10.000. taz-Lesenden registrieren durfte, der sich mit seinem Beitrag an der Finanzierung des taz-Journalismus online freiwillig und zwanglos beteiligt. Dafür gilt es an dieser Stelle ausdrücklich Danke zu sagen. Als taz.zahl ich 2011 startete, waren wir unsicher, ob unsere Idee von freiwilliger Unterstützung für Journalismus im Netz überhaupt eine Chance haben würde. Inzwischen wissen wir: Auf Sie, auf die taz-Lesenden ist Verlass. Und viele andere, mit denen man über das Thema spricht, geben preis, dass sie auch schon öfter mal daran gedacht haben, zu zahlen.
Die Chancen stehen also durchaus gut, dass aus den nun 10.000 early adopters in nicht allzu ferner Zukunft eine noch viel größere und starke Gemeinschaft erwachsen kann. Sofern wir, als taz-Redaktion und Sie als Lesende uns weiterhin gemeinsam solidarisch für einen freien, unabhängigen und professionellen Journalismus im Internet engagieren.
Andreas Bull ist Geschäftsführer der taz und Herr unserer Zahlen