von 16.09.2013

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Der Paukenschlag kam ganz zum Schluss der Versammlung der taz-Genossenschaft am Samstag: Die Zeitung überlegt, ein neues Haus zu bauen. „Es gibt die Idee, sich 450 Meter weiter anzusiedeln“, sagte Verlagsgeschäftsführer Karl-Heinz Ruch. Die taz hat sich dort um ein landeseigenes Grundstück in der Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg beworben. Der Neubau wäre „ein Projekt irgendwo zwischen 17 und 20 Millionen Euro“, sagte Ruch. Die Entscheidung soll in den nächsten Monaten fallen.

 

Die taz ist derzeit auf zwei Standorte verteilt. „Es wäre eine gute Idee, wieder unter ein Dach zu kommen“, sagte Ruch. In der Rudi-Dutschke-Straße gleich um die Ecke des Checkpoints Charlie hat die taz 3.000 Quadratmeter Bürofläche, die ihr selbst gehören. Die Arbeitsbedingungen in dem Altbau seien nicht optimal, sagte Ruch: „Es ist vorne laut, in der Mitte dunkel und hinten heiß.“ Weitere 1.500 Quadratmeter sind angemietet in einem Bürogebäude an der nächsten Ecke, wo hauptsächlich die Verwaltung untergebracht ist.

 

Aber ist der Zeitpunkt günstig? Kurz zuvor sprach Ruch noch von einem Verlust von 617.000 Euro im Jahr 2012.

 

Die taz gehört einer Genossenschaft von 13.078 Genossen, die bis Ende 2012 rund 11,6 Millionen Euro als Eigenkapital einbezahlt haben. Dieses Geld darf aber nicht in großem Umfang verwendet werden, um die jährlichen Verluste der taz zu decken. Es dient vielmehr für Investitionen in neue journalistische und verlegerische Projekte. Die restlichen Mittel sind derzeit als Festgeld bei einer ethisch wirtschaftenden Bank angelegt mit mageren 0,5 Prozent Zinsen. „Es gibt eigentlich keine bessere Idee der Vermögensmehrung als mit einem neuen Gebäude in der Friedrichstraße“, so Ruch.

 

Ruch stellte den Neubau in eine Reihe mit historischen taz-Ereignissen: der tunix-Kongress 1978, das erste Erscheinen der täglichen Ausgabe 1979, der Kauf des bisherigen Stammsitzes 1989, die Gründung der taz-Genossenschaft 1992. Der Bau eines neuen Hauses wäre „ein Projekt für die nächsten 20 Jahre“, sagte Ruch.

 

Und die Medienkrise? Gibt es die taz in 20 Jahren überhaupt noch? „Es ist nicht unser Geschäftsmodell, das in die Krise gerät“, sagte Ruch.

 

Die taz hat sich schon immer zu einem vergleichsweise geringen Teil durch Anzeigen finanziert – und dieser Teil blieb in den letzten Jahren stabil bei rund 10 Prozent der Gesamteinnahmen. Bei anderen Tageszeitungen lagen die Anzeigeneinnahmen bei etwa zwei Dritteln der Gesamteinnahmen und sind in den letzten Jahren auf die Hälfte oder ein Drittel der Einnahmen geschrumpft.

 

baufelderDas neue Grundstück liegt auf dem Gelände eines ehemaligen Blumengroßmarktes. Das Geld für den Bau soll teils von den taz-Genossen kommen, teils über eine Bankhypothek und vielleicht auch – ähnlich wie bei Unternehmensanleihen – über eine stille Gesellschaft, die eine feste Rendite auszahlt. Die taz könnte die Kosten für die angemieteten Räume sparen und zudem neue Einnahmen durch die Vermietung der bisherigen Räume generieren. Der Umzug würde dann im Jahr 2017 anstehen.

 

b-plan-tazBei den Genossen wurde die Neuigkeit überwiegend positiv aufgenommen. Einer hatte auch schon einen Vorschlag, wie die Straße vor dem Gebäude umbenannt werden sollte: Che-Guevara-Straße. Schließlich war es auch die taz, die anregte, dass die Straße vor dem derzeitigen taz-Gebäude nach Rudi Dutschke benannt werde. Che Guevara dürfte allerdings schlechte Chancen haben – denn inzwischen hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen, Straßen und Plätze nur noch nach Frauen umzubenennen.

 

Der finanzielle Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr ist allerdings nicht erfreulich. „2013 wird noch mal ein Problemjahr, da kriegen wir sicher keine schwarze Null hin“, sagte Aufsichtsratsmitglied Johannes Rauschenberger. Im Vorjahr war der Umsatz leicht um 30.000 Euro auf 25,9 Millionen Euro zurückgegangen. Der größte Einnahmeposten sind nach wie vor die Abonnements mit 18 Millionen Euro, die allerdings 243.000 Euro weniger brachten als im Vorjahr. Bei den Ausgaben stiegen etwa die Kosten für Löhne und Gehälter um 433.000 Euro sowie die Raumkosten etwa für Mieten um 150.000 Euro. Unter dem Strich stand so das bereits erwähnte Minus von gut 600.000 Euro. Die taz hofft, die entstandenen Rückgänge durch neue Einnahmequellen wie das Wochenendabo, die Ökozeitung zeo2 oder das freiwillige Bezahlen für Artikel auf taz.de abzufedern.

 

Siehe auch: Karte auf Google Maps mit Standorten von taz-Haupthaus, angemieteten Räumen und der möglichen Neubaufläche

 

taz-Artikel vom November 2012 über das Vergabeferfahren für die Grundstücke rund um den Blumengroßmarkt

 

Flyer des Liegenschaftsfonds zu dem Grundstück (PDF)

 

Bildergalerie: So sieht es in der taz aus

 

Das Video zum 33. Geburtstag der taz im Jahr 2012, in dem die meisten Szenen im Haupthaus entstanden sind:

[youtube]http://youtu.be/ccsq7_JO6yE[/youtube]

 

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https://blogs.taz.de/hausblog/eine-neue-heimat-fuer-die-taz/

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kommentare

  • Mich würde interessieren, wie es haftungsrechtlich bei dem Status des stillen Gesellschafters für denjenigen/diejenige ausssieht, wenn das ganze Bauvorhaben finanziell nicht aufgeht. Darüber solltet ihr unbedingt informieren.

  • Könnt Ihr das finanziell stemmen?
    Kosten von ca. 20 Mio Euro bedeuten bei 4% Kreditzins 800000 Euro Zinsen.
    In 20 Jahren abgezahlt heißt 1 Mio Euro Tilgung pro Jahr.

    Also schafft Ihr mit der Vermietung des Altgebäudes und Mieteinsparung
    2 Mio Euro im Jahr die nächsten 20 Jahre für ein neues Gebäude auszugeben?

    (Klar ist das nur ein Näherungsrechnung und berücksichtigt keine Einmalzahlung etc.)

  • liebe taz. die immobilienkrise, es waren immobilen, häuser, grundstücke, die die finanzkrise heraufbeschworen!!!!!!!!!!!!!!!!
    die wahlergebnisse zeigen ein schwäche links-alternativer polithscher macht, dire gerdezu erschteckend ist. wir leben in starken umbruchhzeirftten, die karten wetrden durch da stärker online neuu gemischt und wen es nicht, wie sonst bei einer neuen technologisvhren umwälzung, wiedrer zu einer stärkung der stasrken, konzentratioin (spiegel, zeit) kommen soll, isa tes sichelich günstigrer, derr tatz ihr finanziellews rückgrat nicht in immobilien zu versenken, sondern zu veersuchen, die gesparten druckkosten zu meht content und rückopplubng sowie absicherung zu verwendxd und für neue technologie, was auch den vielen computerleuten, den alternativen zugute konmmen könnte.

    • kurz. setzt doch nicht die taz unnötig finanziellen risiken aus. es würde in der extrem mainstreamdominierten diskurswelt doch katasrrophal viel fehlen.

  • Wünsche Euch alles Gute für Euer neues Domizil. Ich denke, der potentiell dazu kommende Genossenschafter entschließ sich schneller, wenn
    er sieht, dass sein Geld in etwas solides geht, dass er sich ansehen kann. Betongold eben
    Alles Gute
    Joachim Franz
    Kleinverleger von ZEILKSHEIMER ANZEIGER
    Tel. 01636 910660

  • Diese unheimliche Verlockung ist eine vielleicht einmalige Chance: für die TAZ und ihre ausgelagerten Abteilungen, für die TAZ-Genossenschaft und ihre eigentlichen Ziele, als finanzielles Rückgrat der gesamten TAZ-Familie und für die Zukunft der TAZ, wie und wo auch immer sie sich im turbulenten Medienmarkt von morgen platzieren mag. Wenn sich diese Perspektive am alten Blumenmarkt finanziell vernünftig verwirklichen ließe, wäre es beinahe sträflich, diese Chance nicht zu ergreifen.

  • Das würde die südliche Friedrichstraße aufwerten. In der ist Armut stärker zuhause als in der Rudi-Dutschke-Straße. Konzentriert man sich dann beim Denken an den Namen Friedrichstraße auf den schönen Begriff Frieden, und nicht den namensgebenden Monarch Friedrich Wilhelm, warum nicht. Je weiter weg vom Springer-Verlag, desto besser.

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