vonBlogwart 20.04.2015

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Dass die taz vergangene Woche nicht den Arbeitsplatzwechsel eines millionenschweren Fußballtrainers zum Aufmacher hochjubelte,  sondern für die namenlosen Opfer der Katastrophe im Mittelmeer auf der Titelseite eine Todesanzeige schaltete – dieser andere Blick auf das, was wichtig ist in der Welt,  wurde nicht nur von den LeserInnen anerkennend honoriert. Auch bei den Beobachtern des Blätter,- und Medienwalds hat dieser außergewöhnliche  taz-Titel viel Aufmerksamkeit gefunden – und machte die Peinlichkeit deutlich, mit der auch die sogenannten „Qualitätszeitungen“ gleichgeschaltetes Infotainment statt relevanter Informationen präsentieren.

Wer sich nur einen Moment vorstellt, dass statt hunderter Flüchtlinge die Touristen eines Kreuzfahrtschiffs ertrunken wären kann die Bigotterie ermessen, mit der Mediemacher hierzulande zu Werke gehen. Insofern scheint es auch zulässig, das Entsetzen, das mit der Fortsetzung dieser Katastrophe mittlerweile auf allen  Titelseiten gelandet ist, durchaus mit Krokodilstränen verglichen werden dürfen. Als ob dieses grauenhafte Massensterben wie eine Naturkatastrophe aus heiterem Himmel über uns gekommen wäre. Doch das ist es nicht – diese Katastrophe hat Ursachen und ist die logische Folge einer Politik, die Europa seit Jahrzehnten betreibt. Diese Ursachen und ihre katastrophalen Folgen sind kein Geheimnis – sie sind durchaus bekannt und dokumentierbar. 20.04.15 19:28-BildschirmkopieDoch da die großen Medien sich eher um Bundesliga-Transfers statt um Flüchtlingspolitik kümmern noch nicht in den öffentlichen Diskurs vorgestossen. Zum Leidwesen der taz, die diese Problematik seit Jahren thematisiert (ohne auf einen guten Sportteil zu verzichten) – 2011 haben Autorinnen und Autoren der taz im Westend-Verlag ein Buch dazu veröffentlicht „Europa macht dicht – Wer zahlt den Preis für unseren Wohlstand?“ (hrsg. von Jürgen Gottschlich und Sabine am Orde). Der folgende Auszug aus dem Klappentext zeigt, dass es heute noch wichtiger ist als vor vier Jahren:

„Ihr kommt hier nicht rein! Die Festung Europa nimmt Gestalt an. In den letzten Jahren hat es die EU geschafft, mit repressiven Mitteln ihre Außengrenzen für Flüchtlinge immer unüberwindbarer zu machen. Die Situation an den Rändern der EU eskaliert, in den Flüchtlingslagern wie etwa auf Lampedusa drohen humanitäre Katastrophen. Es ist ein Skandal: Die EU schottet sich ab gegen Flüchtlinge, deren Armut sie durch ihre fragwürdige Subventionspolitik zum Beispiel in Afrika zu großen Teilen mit verursacht. Die Folgen: Für Flüchtlinge wird es immer gefährlicher, in die EU zu gelangen, es wird geschätzt, dass jeder vierte Flüchtling im Mittelmeer ertrinkt; für Schlepperbanden hingegen wird dieser „Geschäftszweig“ immer lukrativer. Jürgen Gottschlich und Sabine am Orde zeigen die fatale Preisgabe der Menschenrechte an Europas Grenzen, untersuchen die fragwürdige Rolle der EU-Grenzagentur Frontex und fordern eine neue Flüchtlings- und Einwanderungspolitik für Deutschland und für Europa.“

 

Das Buch ist im taz-Shop sowie im Buchhandel erhältlich.

 

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